Mittwoch, 18. Februar 2015

Ålesundtur [olesündtür]

Nachdem wir am Abend zuvor schon die Garagenschlüssel von Joakim bekommen hatten, um an den Anhänger zu kommen fehlte uns am Donnerstag Morgen nur noch das passende Zugfahrzeug dafür. Bei Sixt in einem der Industriegebiete Trondheim holten wir uns um acht Uhr einen vorbestellten Ford Kuga, fuhren dann wieder nach Hause, luden das vorbereitete Tauchgepäck ein und holten den Hänger ab. Der so genannte "Stampen" ist eigentlich ein beheizbarer Pool auf einem Anhänger, sollte von uns aber auch als Lastenanhänger verwendet werden. Den kleinen Kompressor haben wir noch schnell ins Auto geladen und mit einem kurzen Zwischenstopp zum Luftfüllen an der Tankstelle ging es dann zum Sportgebäude. Dort warteten bereits die anderen zehn Personen, die mit uns auf die Ålesundtur der Tauchgruppe fahren wollten. Auch "Fjøset II", das Tauchboot war auf dem reparierten Anhänger bereits vor Ort und mit dem großen Kompressor zum Befüllen der Flaschen beladen. Schnell luden wir den kleinen Kompressor ebenfalls ins Boot und alle Tauchflaschen in den Kuga. Alle Taschen, Rucksäcke, Schlafsäcke, etc. kamen in den "Stampen". Als alles verladen war und auch noch genügend Sitzplätze für alle Teilnehmer in den Autos waren, machten wir einen letzten Rundgang um die Autos und Hänger, um zu prüfen, ob alles korrekt verzurrt war und die Hänger korrekt angekuppelt waren. Dabei entdeckten wir leider, dass der Hänger komplett auf den Reifen auflag. Kein Wunder dachten wir uns, wir haben ja auch einiges reingepackt. Also öffneten wir die Gurte und fingen an auszuladen. Erst als alles entladen war, hatte der Hänger wieder etwas Federweg. Das Gepäck in andere Autos oder das Boot zu laden, stand aus außer Frage. Dafür war es definitiv zu viel. Also mussten wir noch einmal ein Auto bei Sixt leihen und das Gepäck in dieses verladen. Gut eine Stunde zu spät konnten wir dann endlich in Richtung Südwesten aufbrechen.
Eifriges Schaffen (c) Erik Hjertholm
In Orkanger machten wir wie üblich einen Zwischenstopp, um uns mit Frühstück und Mittagssnacks einzudecken. Da um den Supermarkt eine Baustelle war und wir mit dem großen Hänger einige hundert Meter in einen vermeintlichen Kreisverkehr um den Supermarkt gefahren waren, beschleunigten wir den Weg nach draußen über einen kurzen Umweg über einen Fahrradweg, sehr zum Erstaunen unserer norwegischen Mitfahrer. Auch den Rest der Strecke ist Linda dann bravourös mit dem leicht angeschlagenen Hänger gefahren. Bei jeder größeren Bodenwelle setzte der Hänger kurz auf und ruckelte am ganzen Auto. Glücklicherweise waren die Straßen nicht allzu glatt und die Geschwindigkeit sowieso sehr niedrig. Eine Fähre, etliche Brücken und viele Straßen durch tolle Landschaften später, waren wir dann zunächst an der berühmten "Atlantic Road" und kurz darauf an unserem Ziel angekommen. Ramsøy Brygger auf Ramsøy bei Kristiansund ist eine Ansammlung von Ferienhäusern. Neben schicken neuen Ferienhäusern wurde auch ein "Gamlehuset", ein sehr alt anmutendes Haus, mit zwei Wohneinheiten angeboten, in welches wir uns eingemietet hatten. Netterweise durften wir zum Preis einer Wohneinheit das ganze Haus benutzen und so hatte wir zu zwölft ausreichend Platz. Das Boot durfte im eigenen Hafen liegen, den "Stampen" konnten wir direkt am Meer auf der Anlegestelle aufstellen, weil der professionelle Fischereibetrieb in den Wintermonaten offensichtlich stillgelegt ist, und für unsere Ausrüstung durften wir Räumlichkeiten im sonstigen Schlachthaus nutzen. Besser geht es kaum. 
Schön verschneite Landschaften auf dem Weg durchs Landesinnere
Sonne satt. 
Auch der "Stampen" hängt noch.
Sogar hell genug für die Sonnenbrille.
Atlanterhavsveien oder Atlantic Road und direkt vor uns DIE Brücke dieser Straße.
Am ersten Abend sind wir dann gleich noch ins kühle Nass gehüpft und haben wenige hundert Meter von der Anlegestelle zwischen zwei kleinen Inselchen einen schönen Tauchgang gemacht. Dabei haben wir auch gleich unsere erste Portion Kammskjell gefunden. Im Anschluss an den Tauchgang gab es Spaghetti a la Joakim (quasi Bolognese, aber sehr gut) und einige hüpften gleich noch in den bereits heißen "Stampen". 
Gemeinschaftliches Abendessen: Pasta a la Joakim (c) Erik Hjertholm
"Stampen" in Aktion. (c) Lars Korvald
Am nächsten Morgen ging es nur wieder zäh los und gegen zehn Uhr brachen wir Richtung Galten, einem kleinen Leuchtturm ganz in der Nähe, auf. Anschließen fuhr auch das zweite Team (wir mussten die große Gruppe wegen des Platzes auf dem Boot teilen) nach Galten. Nachmittags fuhr nur die erste Gruppe mit dem Boot in den Süden, um an einer Stelle zu tauchen, an der gemäß der Seekarten eine Wand zu sehen sein sollte. Leider erwies sich der Tauchplatz als sandige Halde und Müllabladeplatz für alte Krabbenfangausrüstung. Abends gab es Tacos und hinterher wollte die zweite Gruppe noch einmal direkt an der Anlegestelle tauchen und André schloss sich der Gruppe noch einmal an, während sich die anderen wieder in den "Stampen" begaben. Mitten während des Tauchgangs kam Ole, einer der Personen im "Stampen" ins Meer gehüpft und auf 5 Meter zu Mads und André runtergetaucht. Der aus dem nichts im Lampenschein auftauchende Ole erschreckte die beiden so sehr, dass sie erst einmal alle drei auftauchten. 
Ein Seewolf ("Steinbit", NO) mit ganz schön mächtigen Zähnen
Linda wühlt sich durch den Kelp
Ein Seehase versucht sich zwischen den Steinen zu verstecken.
Mal wieder eine ganz unerschrockene Flunder.

Auf dem Weg zum Sicherheitsstopp.
Unterwasser Müllhalde von beeindruckender Größe. Könnte man fast als künstliches Riff verkaufen 
Schwärme kleiner Fische wo man auch hinleuchtet.
Der große Dorsch versucht sich da zwischen den Steinen zu verstecken, aber  so vielen Lampen entgeht nichts. 
Der Samstag sollte ein besonderes taucherisches Vergnügen für uns bereithalten: ein Strömungstauchgang unter der Atlantic Road. Recht kompliziert mit Auto und Boot fuhren wir alle zur Atlantic Road. Dort tauchte die erste Gruppe einen flachen und eher kurzen Strömungstauchgang, der allerdings etwas verwirrend wurde, als die Strömung im Wechsel von Ebbe nach Flut mitten im Tauchgang einfach drehte. Der zweite Tauchgang, bei dem auch wir dabei waren ging unter die bekannte große Storseisundbrua der Atlantic Road. Wir schlossen uns der anderen Gruppe an, die dann aber sehr schnell, sehr lang, sehr tief in die falsche Richtung schwamm und uns irgendwann abhängte. Da wir bis dahin auch komplett die Peilung verloren hatten, stiegen wir zunächst in Tiefen auf, die uns angenehmer waren und setzten den Tauchgang dann gemütlich durch den schönen Kelpwald fort. Wir fanden dabei wieder einen Seewolf und eine Flunder. Die hat sich durch uns mal wieder so wenig beeindrucken lassen, dass Linda sie sogar in die Hand nehmen konnte, bevor sie sich doch bequemte die Flucht anzutreten, da wir auch nicht so richtig wussten, was wir ohne Netz und Messer und mit zu kleiner Tasche am Anzug mit ihr machen sollten. Zum Einbruch der Dämmerung wollten vier Leute inklusive André noch zu einem Dämmerungs-Kammskjell-Tauchgang aufbrechen, bei dem Linda Tauchgangsleiter war. Bei ordentlich Strömung ließen sich am Tauchplatz unweit der Unterkunft einige Kammskjell und drei Flundern fangen, die später ins Sammelnetz oder direkt auf den Teller wanderten. Direkt nach der Rückkehr machte sich noch einmal eine Gruppe auf ins Wasser, um die großen Fischschwärme rund um die Anleger bei Nacht zu betrachten und Linda schloss sich an. Danach gab es dann die Flundern und lecker Pizza. Bevor es dann ins Bett ging wurde der "Stampen" noch ein letztes Mal ordentlich genutzt. 
Auf dem Weg zur Storseisundbrua auf 25 Meter. 
Sehr malerischer Sonnenuntergang. 
So viele Fischies ...
Am Sonntag legten sich Wind und Wellen auch außerhalb der schützenden Schärengärten und wir führen raus aufs Meer zu einer Leuchtbake, bei der vier Wochen zuvor ein Schiff (die Leif Roald) untergegangen sein soll. Starke Strömungen machten den eigentlich Tauch- und Suchplan unmöglich. Dennoch fanden wir einige sehr frische Schiffteile und hatten hinterher noch einen entspannten Tauchgang entlang der kleinen Insel über und durch den Kelp. Nach uns machte sich dann auch noch die zweite Gruppe auf den Weg, die aber noch einmal zum Leuchtturm Galten wollte. Derweil verräumten wir all unser Zeug und fingen an, das Haus zu reinigen. Auch unseren Kammskjellfang verarbeiteten und verpackten wir verfolgt von den Blicken neugieriger Kinder. Als die anderen zurückkamen, ging alles ganz schnell und bald waren wir alle zusammen auf dem Heimweg. Dort wurde wie immer alles gesäubert und verräumt. Das Auto wurde zurückgebracht und wir sahen zu, bald ins Bett zu kommen, um am nächsten Tag wieder fit für die Uni zu sein.
Bestes Wetter am letzten Tag draußen auf dem Meer mit Blick zurück auf die schneebedeckten Berge direkt an der Küste. 
Mads und Linda, mal über ...
... und mal im Kelp.
André hat sich an dem Wochenende leider eine Erkältung eingefangen und lag am Dienstag flach. Inzwischen ist er aber wieder dank bester Pflege durch Linda auf dem Weg der Besserung ;)

Dienstag, 17. Februar 2015

Lindas Geburtstagsfeier

Zu Lindas Geburtstag am vergangenen Mittwoch lud Linda ein paar Personen zum Sushi Essen zu uns nach Hause ein. Marius und Anne brachten hervorragende Brownies mit.
Echt norwegische Nerd-Brownies: mit Elch und Binärcodierung ;)
Nach dem Essen gingen wir noch mit Joakim in den Keller des Tauchclubs, um für die Ålesundtur am darauf folgenden Tag den Schlüssel zur Anhänger Garage zu bekommen und dann auch noch gleich kurz in die Sauna zu hüpfen.

Ein sehr schöner Abend zusammen mit Thea, Anne, Joakim und Marius!

... und dann kam "Ole"

Für das Wochenende vom 6. bis 8. Februar wurde bereits Wochen vorher eine kleine Tour nach Ørlandet geplant - natürlich zum Tauchen. Zu acht wollten wir mit dem Boot auf dem Hänger entlang des Trondheimfjords nach Westen raus Richtung Meer fahren. Auf der Halbinsel Ørlandet zu der wir mit einer Fähre kommen sollten, gibt es einen Campingplatz, auf dem wir billig zwei kleine Hütten mieten konnten. Zu betauchen gibt es rund um Ørlandet neben den "üblichen" tollen Naturtauchplätzen mit viel Kelp und Fisch auch einige Wracks wie die DS Irma und die DS Seadler, die wir genauer unter die Lupe nehmen wollten.

In der Woche vor der Tour machten André und Kristian den Hänger klar - kein ganz leichtes Unterfangen, da zwei der vier Bremszüge defekt waren, die Bremsen selbst ausgetauscht werden mussten, die Lichtanlage nicht mehr funktionierte und die Halterungen der Radkästen auf beiden Seiten abgerostet waren. Glücklicherweise arbeitet Kristian als Mechaniker in einem großen Betrieb. Die hatten für ein paar Tage eine Hebebühne frei und alle Reparaturen konnten mit etwas Hilfe von einem Elektriker des Betriebs in Eigenregie durchgeführt werden.

... und dann kam "Ole". Das Sturmtief wurde ab Mitte der Woche mit großer Sicherheit auch in Trondheim beziehungsweise Ørlandet vorhergesagt. Schlagzeilen wie "25 Meter hohe Wellen am Wochenende" ließen uns unseren Plan noch einmal überdenken. Glücklicherweise liegt der Campingplatz den wir gebucht hatten im Lee und auch einige Tauchmöglichkeiten sollte es dort gemäß der Seekarten geben. Also einigte wir uns darauf das Boot in Trondheim zu lassen, die Tour aber dennoch durchzuführen.

Gesagt getan. Am Freitag Abend holte Ida uns und Magnus daheim ab. Ida kann sich für Sonntagstauchgänge normalerweise den Familien-Audi A6 leihen. Diesmal jedoch war nur der Familien-Toyota-Yaris drin. Zu viert fuhren wir dann mit vollendetem Formschluss im Wagen zum Sportgebäude, wo wir den Kompressor und unsere Flaschen in das Auto von Thomas verluden. Das sperrige Gepäck kam in Kristians Auto. Das lief alles recht zügig und bald machten wir uns auf den Weg nach Orkanger, wo wir uns mit allem Nötigen zum Essen und Trinken für die folgenden Tage eindeckten. Etwas gemeinschaftlicher als bei der letzten Tour wurde neben Abendessen auch das Frühstück zusammen geplant und gekauft. Nebenbei besorgten sich die meisten beträchtliche Mengen Bier, weil sie bereits befürchteten, wegen des Sturms überhaupt nicht erst aus dem Haus zu kommen. Von Oranger aus ging es weiter Richtung Küste. Im kleinen, nicht mehr so heftig beladenen Yaris, merkten wir dann ab und zu den heftigen Wind, der uns gut durchschüttelte. Nach einer Stunde endete die Straße an einem Fähranleger. Heftiger Wind und Wasser von allen Seiten (teils Schneeregen, teils Wellen, die über den Parkplatz geweht wurden) machten Aussteigen unmöglich, die Wartezeit aber sehr spaßig. Die anschließende Fährüberfahrt verbrachten wir im Aufenthaltsraum, weil niemand im Auto sitzen wollte, während es möglicherweise unkontrolliert über die Fähre rutscht. Leichte Gangschwierigkeiten und 45 Grad von der Wand abstehende Vorhänge auf der großen schweren Fähre offenbarten allen, dass es eine gute Idee war das kleine Tauchboot daheim zu lassen. Wenige Autominuten vom Fähranleger auf Ørlandet waren wir auch schon am Campingplatz angekommen und bekamen die Räumlichkeiten vom Besitzer gezeigt. Neben unseren beiden kleinen Hütten mit Heizung, hatten wir eine schöne große Küche im Gemeinschaftshaus, die fortan der Mittelpunkt unseres Aufenthalts werden sollte. Außerdem konnten wir die Sanitäranlagen des Campingplatzes komplett für uns alleine nutzen, sodass all unsere Tauchsachen schon trocken und frostgeschützt aufgegangen werden konnten. Nachdem die Autos ausgeladen und die Hütten bezogen waren, begannen wir das Abendessen vorzubereiten - Geschnetzeltes von Kristians selbstgeschossenem Elch. Hinterher war an Tauchen nicht mehr zu denken, der Wind nahm eher zu, die Gegend und das Gewässer ringsum war uns unbekannt, ebenso wie die Strömungen und dunkel war es bereits als wir am Sportgebäude in Trondheim losgefahren waren. Also ließen wir den Abend gemütlich im Gemeinschaftsraum ausklingen.

Am nächsten Morgen war "Ole" endgültig angekommen. Der Wetterbericht war nicht ganz akkurat und so fegte der Wind statt Regen eher Hagel und Schnee über das flache Ørlandet. Vom Abend zuvor sowieso noch etwas platt, gab es ein reichhaltiges Frühstück und erst anschließend gegen Mittag machten wir uns auf zum Tauchen. Anziehen konnte man sich noch schön im Warmen, in den Sanitärräumen, und wenn man erst mal im Trockenanzug war, war auch das zusammenbauen der restlichen Ausrüstung im Sturm kein Problem mehr. Ganz im Gegenteil: mit all der schweren Ausrüstung und der luftdichten Gummihülle um einen herum kommt man immer schnell ins Schwitzen. Letztendlich waren alle froh, als wir endlich ins Wasser konnten. Vor allem die erfahreneren Taucher mit ihren technischen Ausrüstungen (und zwei statt nur einer Flasche auf dem Rücken) waren froh, dass ihnen das Wasser endlich den Großteil des Gewichtes abnehmen konnte. So war es kein Wunder, dass die Gruppe der vier Erfahrenen bereits nach wenigen Momenten abgetaucht war, während wir noch unsere Checks machten und darauf warteten, dass auch bei Magnus und Ida alles klar war (die beide noch etwas weniger Praxis haben als wir). Als wir dann, weg vom Wind und dem Schnee, unter Wasser gingen empfing uns ein karibischer Sandstrand mit weißem Sand, der sehr langsam tief wurde, und gemütlicher Brandung. Eine ganze Zeit lang schwammen wir weg vom Ufer, während das Wasser einfach nicht tiefer wurde. Irgendwann mussten wir umschwenken, um gegen die  Meerwärts zeigende Strömung zu schwimmen. Immer wieder gab es kleine bewachsene Steine zu sehen, die von Krabben, Krebsen, Schnecken oder Fischen bewohnt waren. Nach 45 Minuten drehten wir um und schwammen mit der Strömung landeinwärts, kamen dann aber Minuten später am nahe gelegenen Hafen raus. Dort tauchten wir wieder ab und ließen uns von der Strömung weiter zurück zum Einstiegspunkt treiben. Dort erwartete uns das etwas nervöse Team, das nicht damit gerechnet hatte, dass wir uns mit unseren Einzelflachen 75 Minuten unter Wasser rumtreiben können. Da sie es vor dem Tauchgang so eilig hatten, wurden auch keine Absprachen getroffen und die Differenz der Einstiegzeiten ließ Ihnen die Wartezeit nur noch länger vorkommen. Glücklicherweise waren wir dann ja wieder da, bevor jemand den Notruf gewählt hatte, aber für das nächste Mal sollte das allen eine Lehre gewesen sein, die sonst so üblichen Absprachen zu machen, auch wenn man nicht auf einer offiziellen Tour der Tauchgruppe der NTNU ist.
Praktisch so ein Rastplätzchen - unser kleiner Sammelplatz. 
Tauchen in Norwegen: fast immer ein Suchspielchen. Dafür freut man sich umso mehr wenn man es dann mal gefunden hat =)
Endlich Richtung Wasser. Was man nicht sieht: das gegenüberliegende Ufer des Fjordes in 1-2 km Entfernung. Wirklich schlechtes Wetter. 
Rein in die Fluten und schnell abtauchen. Oben drückt der Wind heftig aufs Wasser und  treibt den Schnee vor sich her.
Kleine Trollkrabbe und ungebetener Besucher auf karibischem Sandstrand.

Stolzer Besitzer eines Steines und einiger Algen auf der großen Sandfläche.
Nach dem Tauchgang wurde "Sightseeing" ausgerufen und wir fuhren mit den Autos auf die Westseite der Halbinsel, wo sich der Wind ordentlich austobte. Ganz offenkundig hatten wir mächtig Glück auf der abgewandten Seite überhaupt ins Wasser zu können, da hier die Wellen mit ordentlich Wucht über die Kaimauern schlugen. Die vorhergesagten 25 Meter hohen Wellen gab es allerdings nicht auf Ørlandet, weil eine Reihe vorgelagerter Inseln Wellenbrecher spielten - vermutlich der einzige Grund warum Ørlandet überhaupt bewohnt sein kann.
Von Wind und Wellen gebeutelter Leuchturm.
Wieder zurück am Campingplatz wurde das Abendessen vorbereitet - Kammskjell mit Limetten und Käse angebraten und hinterher Tortellini mit Hühnchen - während André, Preben und Magnus noch einen kurzen Nachttauchgang machten. Während des Tauchgangs war viel mehr Fisch zu sehen als tagsüber, aber auch viel mehr Strömung, was zu einem deutlich kürzeren Tauchgang führte. Das anschließende Essen war wieder ganz hervorragend und über das Besäufnis, dem sich die Norweger anschließend hingaben wollen wir den Mantel des Schweigens ausbreiten.

Der nächste Morgen begann entsprechend spät, was aber auch kein Beinbruch war, da Ole immer noch vor sich hin wütete. Ein wieder sehr reichhaltiges Frühstück brachte alle recht zügig wieder auf die Beine und gemeinsam wurden die Hütten und Gemeinschaftsräume geputzt. Nachdem wir das Haus wieder an den Vermieter übergeben hatten, fuhren wir raus an die Süd-West-Spitze Ørlandets und machten uns dort auf zu einem Kammskjell-Tauchgang im immer noch zugigen Windschatten eines kleines Hügels. Im sanft abfallenden Sand und Schlammboden fanden sich auch tatsächlich einige Kammskjell, so dass wir gegen Ende des Kurztrips auch noch Material für ein gutes Abendessen verbuchen konnten.

Nach dem Zusammenräumen ging es auf die mehrstündige Heimfahrt, Verräumen der Ausrüstung im Sportgebäude und Öffnen der Kammskjell. Als es darum ging die Reste zu entsorgen, lehnte sich André sehr weit aus dem Fenster und schlug vor, dies in den riesigen Mülltonnen des Studentenwohnheims zu tun. Das wurde fast einstimmig angenommen, was dazu führte, dass wir zusätzlich zu 4 Personen und dem ganzen Tauchzeug auch noch ne Tüte Muschelinnereien in den Familien-Yaris packen mussten. In Zukunft denkt André wieder, bevor er was sagt ;) Glücklicherweise kam die Tüte heil in der Mülltonne und wir wieder daheim an. Ein paar Kammskjell wurden gleich gegessen, der Rest für später eingefroren.

Trotz "Ole" eine sehr gelungene Tour nach Ørlandet, die wir eventuell im Juni wiederholen wollen, um dann doch noch die beiden Wracks zu sehen.

Dienstag, 10. Februar 2015

Taucheskapaden

Nur um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: wir studieren immer noch und sind mit unseren Masterarbeiten beschäftigt ;) Eventuell sollten wir auch mal Beschreibungen davon in den Blog mit aufnehmen, um die Berichterstattung etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Bis dahin gibts allerdings noch weiter von unseren Wochenendaktivitäten zu lesen.

Bereits vor drei Wochen fuhren wir mit der Tauchgruppe an einem Samstag zum Søndagsdykk an einen neuen Tauchplatz. Unweit des vom Verantwortlichen favorisierten Tauchplatzes "Ingdalen" liegt der namensgebende Ort Ingdalen. Ungefähr 20 Häuser reihen sich dort an der einzigen Straße weit und breit auf und waren Ausgangspunkt des Tauchgangs. Der Tauchplatz erhielt von uns kurzerhand den Namen "Ingdalen City". Nebst ausreichend Parkmöglichkeiten bietet der Platz eine sanft abfallende Halde auf ungefähr 7-8 Meter und dann mehr oder weniger steile Wände, die mehr oder weniger tief abfallen. Eine fjordauswärts gerichtete Strömung (bei Flut) half uns gegen Ende des Tauchgangs die zuvor gegen die Strömung zurückgelegte Strecke in Rekordzeit zu absolvieren. Auf gut 22 Meter Tiefe haben uns vor allem die Felsformationen beeindrucken können und erst später auf ca. 10 Meter wieder die vielen kleinen und großen Lebewesen zwischen den Felsen. Dank zweier Mittaucher, die es nur kurz in den 4 Grad kalten Fluten aushielten und kurz zum Einkaufen gefahren waren, gab es nach dem Tauchgang Hot-Dogs vom Grill.
"Ingdalen City" - ein neuer Tauchplatz mit einer vielversprechenden Wand, die sich unter dem Wasser so fortsetzt wie sie darüber anfängt.  
Das meiste Leben findet sich allerdings wie immer im flachen Teil, so wie diese schöne große Trollkrabbe (mit ca. 40-50 cm Spannweite) 
Am darauf folgenden Wochenende (das vor zwei Wochen) waren wir sowohl samstags als auch sonntags im Wasser. Samstags konnten wir dem Tauchclub helfen die Vereinskasse etwas aufzubessern und nahmen an einer "taredugnag" teil. "Dugnad" ist in Norwegen jede Form ehrenamtlicher Tätigkeit, meist zusammen mit dem ganzen oder einer großen Gruppe des jeweiligen Vereins. "Tare" ist norwegisch für Kelp, oder Seetang/Algen. Dahinter steckt das Forschungsunternehmen SINTEF, das eng mit der NTNU zusammenarbeitet. Das Meereslabor von SINTEF benötigt von Zeit zu Zeit Proben von Kelp aus dem Tronheimsfjord (soweit wir verstanden haben für Energieforschung). Also brachen wir zu siebt am Vormittag auf, um Kelp sammeln zu fahren. Da "Fjøset II" das Vereinsboot nach seiner Havarie beim Finnedykket im letzten Herbst endlich wieder einsatzbereit war und wir wenig genug Taucher waren, um darauf zu passen, wurde es für die Fahrten verwendet. Mit Kristian holten wir das Boot ab, während die anderen mit dem Auto zu einem anderen Teil des Hafens fuhren, wo das Auto parken konnte und der Weg von Auto zu Boot möglichst kurz ist. Dort wurde das Material umgeladen und alle kamen an Bord. Zehn Minuten später waren wir in "Storsteinan", wo André bereits einen Søndagsdykk von Land aus mitgemacht hatte. Dort sollte der Kelp gesammelt werden. Jedes Team bekam ein Bild der zu sammelnden Sorte und machte sich auf, im flachen Wasser möglichst viel davon zu sammeln. Laut Kristian sollte das nur wenige Minuten dauern. Wir hatten "sukkertare" zu suchen, welcher wohl die seltenste der Kelpsorten war. Nach 20 Minuten hatten wir die Netze noch nicht ansatzweise voll und stiegen wieder an die Oberfläche um abzuklären, ob das denn schon reichen würde. Es schien gerade genug zu sein und wir durften wieder ins Boot klettern. Wir wollten möglichst wenig Luft verbrauchen um im Anschluss noch ein winziges Wrack ein paar Kilometer weiter behauchen zu können, welches man nur mit dem Boot erreichen kann. Leider hatte einer der anderen Taucher nur den äußeren der beiden Reißverschlüsse seines Anzuges geschlossen, der nur zum Schutz des eigentlich dichtenden Trockenreißverschlusses gedacht ist. Im Laufe des zehnminütigen Tauchgangs bei 4 Grad Wassertemperatur, ist er so voll gelaufen, dass drei Leute anpacken mussten um ihn wieder ins Boot zu bekommen. Klar war auch, dass der Wracktauchgang abgesagt werden musste. Schnell wurde der Anzug ausgeleert, ordentlich geschlossen und mit Luft gefüllt, um im Falle eines Über-Bord-Gehens genügend Auftrieb zu gewähren. Dann gings mit Vollgas zurück nach Trondheim, wo wir den bereits stark frierenden Taucher ins warme Auto packten. Joakim fuhr ihn dann umgehend nach Hause und der Rest machte sich noch einmal kurz auf, um vor Trondheim mit den fast vollen Flaschen tauchen zu gehen. Da wir schon das Boot hatten, fuhren wir die Insel Munkholmen an, auf der direkt vor Trondheim im Laufe der Jahrhunderte ein Kloster, eine Brauerei und etliche Geschützstellungen gebaut worden sind. Mit dem Auto ist die Mini-Insel natürlich nicht zu erreichen und somit normalerweise auch nur schwer zu betauchen. Das Meer um die Insel ist sehr flach und laut Kristian nicht besonders spannend. Also ließen wir die Kamera außen vor, blieben absichtlich im seichten Gewässer und machten ein paar Übungen, die man nach einem sehr tiefen oder langen Tauchgang besser vermeidet. Das klappte sehr gut und war dringend mal nötig. Nach dem Tauchgang ging es mit dem Boot zum Tanken, wo dann auch schon Joakim mit dem Auto wartete. Alles wurde wieder umgeladen und André und Kristian machten sich auf, um bei SINTEF den Fang des Tages abzugeben. Hinterher wurde das Boot wieder geparkt und das Material im Sportgebäude verstaut. Da für Sonntag der Søndagsdykk auf dem Plan stand und wir großes vor hatten, packten wir bereits alles wichtige wieder in Kristians Auto, um am nächsten Morgen Zeit zu sparen.

Sonntag um 10 trafen wir uns wieder im Sportgebäude. Zwei Leute wurden schnell zum Boot gefahren und sollten das Boot über den Fjord nach Ekne im Norden des Trondheimfjords fahren. Der Rest trat wenig später mit Autos die einstündige Fahrt an. Nach zwei Stunden kam das Boot ebenfalls an einem kleinen Sportboothafen in der Nähe von Ekne an. In der Zwischenzeit hatten wir bereits unser Material hergerichtet und einen fatalen Fehler vom Vortag entdeckt: unsere nasse Ausrüstung war über Nacht im Auto gelegen und die Temperaturen hatten wieder einmal einen Sprung von fünf auf minus ein Grad gemacht. Entsprechend unangenehm war es dann auch schon in die steifgefrorenen Anzüge, Neoprenhauben und Nasshandschuhe zu schlüpfen. Als wir das hinter uns gebracht hatten, stiegen wir zügig aufs Boot und fuhren zum eigentlichen Tauchplatz "Ekneveggen", die "Ekne-Wand". Schon über Wasser fällt das Terrain senkrecht etliche Meter direkt ins Meer und von dort aus weiter bis auf 50 Meter Tiefe. Vor dem Einstieg erwarteten uns allerdings noch weitere Probleme: einige Ventile der Anzüge und Tarierwesten waren festgefroren, sowie ein Atemregler von André, den er am Abend zuvor noch mit Leitungswasser gespült und über Nacht sogar im Warmen aufbewahrt hatte. Ausreichend Körperwärme (quasi Heilung durch Handauflegen oder ein paar Minuten einlegen im salzigen Fjord) löste alle Teile und wir konnten zusammen mit Stian sicher an der Wand abtauchen. Gemütlich tauchten wir 50 Minuten an der Wand entlang, die auf allen Höhenstufen von unterschiedlichsten Pflanzen und Lebewesen besiedelt ist. Dank der starken Strömung entlang der Wand passiert besonders viel Wasser alles was wort kreucht und fleucht und erhöht somit die Menge an verfügbarem Futter. Für einen Tauchplatz so tief im Fjord gab es dort wirklich eine ungewöhnlich große Zahl von Lebewesen. Ausnahmsweise kältebedingt mussten wir das mit 4 Grad eigentlich warme Wasser verlassen und im flachen Boot Schutz vor dem minus ein Grad kalten Wind suchen. Zurück im Sportboothafen versuchten wir so schnell wie möglich wieder warm zu werden. Das gelang hervorragend beim Einheizen des Grills für Hot-Dogs und Hamburger. Nach dem kurzen Snack ging die zweite Tauchgruppe auf das Boot und wir verräumten in der Zwischenzeit so viel Gepäck wie möglich, um uns wieder auf den Heimweg machen zu können, sobald die andere Gruppe aus dem Wasser kommt. Zurück in Trondheim wurde wieder alles verräumt, die beiden Bootsfahrer wurden vom Hafen abgeholt und ein sehr langer Søndagsdykk fand am Sportgebäude sein Ende.
Gischt - am Boot festgefroren. Tauchtruppe - wie immer gut drauf. 
Uns beiden bislang noch nicht untergekommen: eine Seespinne auf einer Oskjell (wie eine gewöhnliche Muschel aus dem heimischen Supermarkt nur 15 bis 20 cm lang).
Links Nase, rechts Linda.

Verrückte Augen - Trollkrabbe in Nahaufnahme.

Seescheiden über und über - Zeugen des Nährstoffreichtums der vorbeiziehenden Strömungen.
Nährstoffreichtum für Taucher: Hot-Dog und Hamburger vom Grill.