Sonntag, 28. September 2014

Finnedykket

Nachdem unsere letzte Wortmeldung am Sonntag vor 2 Wochen war, gibt es heute endlich wieder was von uns zu hören. Die vorletzte Woche haben wir fast ausschließlich mit Uni verbracht. Linda hing außerdem noch ihre Erkältung nach und André brütete auch gerade eine aus. Zudem arbeiteten wir vor, um am Freitag mit der Tauchgruppe auf einen Ausflug - den sogenannten "Finneykket" - fahren zu können. Der "Finnedykket" ist eine traditionelle Woche der Tauchgruppe mit einer befreundeten Uni-Tauchgruppe "Kupla" aus Helsinki. Am Donnerstag davor gab es abends ein Treffen mit allen Teilnehmern, an welchem wir erwartet hatten, alle Details der Tour zu erfahren. Leider machte uns die Mentalität der Norweger da einen Strich durch die Rechnung, denn das Treffen war (am Abend bevor es losgeht) dazu gedacht, um die Tour erst einmal zu planen. Da keiner der Norweger bereits am Freitag fahren wollte oder konnte und wir kein Auto haben und auch nicht nur zu zweit Tauchen gehen wollten, wurde der gesamte Start der Tour auf Samstag verlegt. Die Finnen planten mit der letzten Fähre am Samstag Abend anzukommen. Weiteres Manko war, dass das Boot der Dykkergruppa irgendwie mit auf den Ausflug sollte. Leider hatte niemand ein Auto um das Boot zu ziehen geschweige denn einen ausreichenden Führerschein. Daher kristallisierte sich dann im Laufe des Freitags heraus, dass wir Samstags mit dem Boot von Trondheim aus bis zum Ziel des Ausflugs fahren werden. Auch die Abholung von uns und unserem Gepäck gestaltete sich schwierig, da das von einem der Finnen, der am Freitag per Flugzeug nach Trondheim kam bzw. seinem Bekannten, den er besuchte, erledigt werden sollte und niemand irgendwelche Kontaktdaten zu haben schien. Erst Freitag Mitternacht hatten wir dann mit unserem vermeintlichen Fahrer geklärt, dass wir am nächsten Morgen abgeholt werden. Gepackt hatten wir schon - alles wasserdicht natürlich, da es ja mit dem Boot von Trondheim nach Mausund (eine kleine Insel im Atlantik vor dem Trondheimfjord) gehen sollte.

Pünktlich um kurz vor 10 erreichte uns am Tag darauf ein Anruf, dass wir etwas später abgeholt werden würden. Bis dahin machten wir noch etwas für die Uni. Tatsächlich abgeholt wurden wir dann von einem komplett Unbeteiligten, Peter, dem Finnen, und Kristian, einem Norweger der das Boot fahren sollte. Nach einem mehr oder weniger kurzen Zwischenstop im Tauchkeller ging es dann mit Tauchgepäck und Kompressor Richtung Hafen. Dort verluden wir alles auf dem Boot der Tauchgruppe. Bereits auf dem Weg zum Tanken an einer Wassertankstelle wurde klar, dass es die nächsten Stunden nicht mehr viel Platz zum Bewegen geben würde. Nach dem Tanken verteilten wir das Gewicht auf dem Boot noch einmal etwas besser und dann ging es mit Vollgas dank 150 PS Motor recht zügig Richtung offenes Meer. Zusätzlich zu unserer normalen Kleidung zogen wir Bootsanzüge an, die uns vor Spritzwasser und Fahrtwind schützen sollten. Das klappte die ersten 2, 3 Stunden noch ganz gut. Auf dem Weg überholten wir ein Schiff der Hurtigruten, sahen mehrmals einige Delfinschulen und hatten die Möglichkeit die Landschaft an uns vorüberziehen zu sehen, die stetig flacher, weniger bewaldet und immer inseliger wurde. Nach knapp 3 Stunden machten wir an der Nord-Ost Ecke von Frøya - der äußersten Insel die noch per Straße mit dem Auto zu erreichen ist - einen Tankstopp. In der Zwischenzeit wechselte das Wetter sehr zügig zwischen Sonne und Regenschauern mit zunehmend starkem Wind. Nach der Pause ging es weiter Richtung Mausund, allerdings nicht mehr der Küstenlinie folgend sondern quer übers Meer, dass sich zwischen Frøya und Mausund aufspannt. Bei ordentlich Wellen, Regenschauern und immer Vollgas wurden wir ordentlich durchgeschüttelt und von allen Seiten nass. Das Flachbodenboot sprang fröhlich über jeden Wellenkamm und klatschte mit voller Wucht auf den nächsten ohne ihn zu brechen. Da half nur noch Augen zu und durch. Komplett nass (in den Anzügen stand das Wasser und wurde beim Aufstehen in Form eines Wasserfalls befreit...) und unsicher ob sich der Hintern jemals wieder normal anfühlen würde erreichten wir Mausund und fanden dank einiger Telefonate mit dem Vermieter, die etwas zu detaillierte Informationen lieferten, auch relativ bald unser Ferienhaus. Mausund entpuppte sich als lose Ansammlung einiger kleiner flacher Inseln ohne jegliche Bäume und immerhin einer Straße von insgesamt 3 km Länge. Das Ferienhaus war sehr gemütlich eingerichtet und ausreichend groß um 11 Finnen, eine noch nicht hundertprozentig sichere Anzahl von Norwegern und -wie wir später genannt wurden- "Nicht-Norwegern" oder auch "die Deutschen" mit Taucherausrüstung etc. zu beherbergen. Nachdem der Kompressor und unser Gepäck vom Boot waren, erholten wir uns von den Strapazen unserer Fahrt, wärmten uns auf, stärkten uns mit dem mitgebrachten "matpakke" und warteten auf die Horde Finnen, die gegen 21 Uhr mit der letzten Fähre kam.

Bestens gelaunt im Hafenbecken von Trondheim
Der Bootsanzug passt, sitzt, hat Luft und hält warm. Alles Bestens!
sauber überholt ;) 
Versuch eines Panoramabildes bei voller Fahrt - Fotobomb Level Seegang
Wasser von überall - zuviel für den Bootsanzug (und die Linde).
Sehr schnell nach der Ankunft wurde klar, dass die Mentalität der finnischen Tauchgruppe eine komplett andere war, als die der norwegischen. Absolut durchstrukturiert und geplant wurden die Autos entladen und Unmengen an Gepäck in die Zimmer, Essen in Kühlboxen in die Küche und billiges finnisches Bier ins Wohnzimmer gestapelt. Sofort machte sich eine Gruppe trotz 14-stündiger Autofahrt daran das Abendessen zuzubereiten. Das gekaufte Essen sollte für jede Mahlzeit reichen ohne noch einmal einkaufen gehen zu müssen (obwohl die norwegischen Teilnehmer erst wenige Tage vorher ihre Teilnehmerzahl zusagen konnten). Sehr angenehm war, dass nur wenige Finnen ausreichend norwegisch sprechen konnten und die Sprache in der Hütte für die nächsten Tage eher englisch war - zumindest für wichtige Ansprachen oder Diskussionen. Der Ausflug ist eine Veranstaltung mit vielen Traditionen die sich seit 1983 entwickelt haben. So wird zum Beispiel vor jeder Mahlzeit gemeinsam gesungen. Wer und vor allem wie man auf die Texte gekommen ist, ist allerdings schon längst vergessen - vielleicht auch besser so ;) Eine weitere Tradition ist "rose" (NO: [ru:se] - Rose) ein Trinkspiel dessen Hauptbestandteile eine große Schüssel, ein Schöpflöffel, Krawatten aus Klopapier, Spielkarten und Unmengen von Bier sind. Eine erste Runde wurde auch gleich nach dem Essen gestartet und eigentlich sah man die ganze Woche lang fast immer ein paar der äußerst trinkfesten Finnen oder Kristian "rose" spielen. Nicht alle der Teilnehmer hatten das selbe Ziel wie wir: so viel wie möglich Tauchen. Für den nächsten Morgen wurde 9 Uhr Wecken und Frühstück vereinbart. André hat sich gleich für die erste Runde Frühstückszubereitung gemeldet und wir sind zügig in die Federn.

Am Sonntag ging der Tag für André um halb 9 los. Nachdem das Frühstück im Gemeinschaftsraum hergerichtet war, war es Zeit für die nächste Tradition: jeden Morgen wird man pünktlichst zur genannten Zeit persönlich mit Kaffee und Tee ans Bett geweckt. Also sind wir einmal die Schlafzimmer abgelaufen und haben alle geweckt und mit dem ersten Koffein/Teein-Schub versorgt. Nach dem Frühstück wurden die Gruppen fürs Tauchen besprochen, da wir nicht alle gleichzeitig aufs Boot passten und eine Zeit für den ersten Tauchgang jeder Gruppe und das Mittagessen vereinbart. Jeder Tauchgang wurde immer von einem Bootsführer und einem "Dykkeleder" (Tauchführer) begleitet. Die beiden waren dafür verantwortlich, die Gruppe sicher zum Tauchplatz und zurück zu bringen, beim Anlegen der Ausrüstung auf dem engen Boot zu helfen und am wichtigsten die Tiefen, Dauer und Verläufe der Tauchgänge zu beobachten, protokollieren und ggf. Hilfe zu rufen. Die erste Gruppe des Tages bereitete nach dem Tauchgang das Mittagessen und füllte die Flaschen mit den Kompressoren (auch die Finnen haben einen mitgenommen) wieder auf. Mittagessen gab es immer sehr spät, da zwei Tauchgänge mit allen Bootsfahrten einfach ihre Zeit brauchten. Nach dem Essen ging die erste Gruppe mit kaum Pause wieder ans Werk aka Tauchen während die zweite Gruppe Pause machte und Flaschen füllte. Nachdem am Abend wieder alle wohlbehalten zurück waren, wurde (auch wieder recht spät) das Abendessen zubereitet und gegessen. Nicht ohne vorher zu singen natürlich. Nach dem Essen wurde die Küche wieder auf Vordermann gebracht und jeder ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach einem langen schönen Tauchgang nach - die neuesten Projektupdates aus der Uni nachlesen, duschen, Logbuch schreiben, Tauchcomputer auslesen, Bilder runterladen, lesen, schlafen, "rose" spielen, um nur die gängigsten aufzuzählen. Wieder wurde ein Frühstücksteam vereinbart (diesmal mit Linda) und dann mehr oder eher weniger bald das Bett aufgesucht.
Quasi die "Big Three" Mausund's in einem Bild: Seeigel (links), Seestern (rechts) und Pollack (groß im Hintergrund)
Sonnenstern mit Kulisse
Beinahe tropische Farben ...
Montags startete der Tag wieder mit Kaffee - von Linda kredenzt - und es wurde zum Frühstück gebeten. Jeden Tag gab es zum Frühstück etwas Brot mit Wurst und Käse aber hauptsächlich Haferbrei ("Porridge") mit Marmelade oder Erdbeer-/Blaubeersaft. Frisch gestärkt (mehr oder weniger) ging es dann wieder zum Tauchen. Nachmittags stießen drei weitere Norweger zur Gruppe, unter anderem Mads, der Bootsbeauftragte, der André dann bei der letzten Ausfahrt mit auf eine Bootseinweisung genommen hat. Mangels Seeführerschein darf André das Boot aus versicherungstechnischen Gründen jetzt aber leider nur im Beisein eines voll befugten Bootsführers fahren. Joakim, der zweite der frisch eingetroffenen Norweger ging mit uns dann nach dem Abendessen und Flaschen füllen noch auf einen Nachttauchgang vom Ufer aus. Hinterher ging es dann umgehend (immerhin schon nach Mitternacht) ins Bett.
Linda - alles Top! 
Einsiedlerkrebs und der kleine Bruder
Unterwasservulkan? ...
... fast - Krebs beim Loch buddeln.
sehr professionell ;)
kleines Suchbild: Scholle ...
... gefunden! Für dieses Foto hat André nur unverständliche Blicke geerntet und die Frage "Why didn't you stab it?". In Norwegen haben alle Taucher immer irrwitzig riesige Messer dabei - jetzt ist klar wieso.
Seehase (mit gutem Kaviar)

Am Dienstag machten wir wieder zwei sehr schöne Tauchgänge mit dem Boot, welches aber leider am Abend begann Probleme zu bereiten. 

Teemo mit einem großen Sack voll Kammskjell 
Immer die Augen auf.
Mittwochs musste das Boot zuerst notdürftig repariert werden - die Hydraulik zum Anheben und Absenken des Motors war kaputt- und wir machten einen Tauchgang vom Ufer aus. Der zweite Tauchgang konnte dann wieder mit dem Boot gemacht werden, wenn auch nur im Schneckentempo. Gegen Ende der Woche ist es Tradition, dass ein Abend lang Meeresfrüchte gegessen werden, die zuvor selbst gefangen wurden. Niemand sammelte während der Tauchgänge Krebse und kein Fisch war unvorsichtig genug um einfach eingesammelt zu werden. Nur ein kleiner Dorsch wurde von Linda geangelt und gleich danach lecker zubereitet mit Kapern und Zitrone verzehrt. Daher gab es am Mittwoch Abend Kammskjell. Die wehren sich nicht, sind zu tausenden um die Inseln rum vorhanden und waren daher an fast jedem Tauchspot leichte Beute für uns. Bis Mittwoch hatten wir ein recht großes Netz voll gesammelt und konnten uns sicher sein, an diesem Abend auch nur mit Muscheln satt zu werden. Beim Öffnen und Vorbereiten der Muscheln hat sich André unglücklicherweise das Messer in die Hand gestoßen, als er eine tote und daher leere Muschel erwischt hat, und musste von da an etwas mit seiner Hand aufpassen. (Stand Samstag darauf: Wunde verheilt hervorragend und ist schon fast wieder zu, keine Entzündung, alles gut!) Nach einem weiteren Tauchgang (mit Verband und geliehenen Trockenhandschuhen) gab es dann ein sensationelles Abendessen. Die Jakobsmuscheln wurden in etlichen verschiedenen Varianten zubereitet: als Kanapee, Sashimi/Tartar, an Sahnesoße, mit Schinkenwürfeln, und eine Variante die uns leider entfallen ist. Zum Nachtisch gab es dann noch warmen Schokokuchen - ohne Kammskjell... Sehr lecker!

Kelpwald - beeindruckend!
Am Donnerstag war für uns bereits der letzte Tag, da wir am Freitag wieder was für die Uni machen wollten. Gegen Mittag fuhr das erste Auto Richtung Trondheim und dem wollten wir uns anschließen, um zeitig heimzukommen. Auch für das Boot war es endgültig der letzte Tag. Zusätzlich zu den Problemen mit dem Trimm hat auch der Motor an sich den geist aufgegeben und das Boot musste in aller Frühe zum nächsten Hafen geschleppt werden, der mit dem Auto erreichbar ist. Aus Trondheim sollte sich einer der Tauchgruppenmmitglieder ein Auto leihen und vormittags bis zur Insel kommen um das Boot abzuholen. Als wir jedoch am frühen Nachmittag mit dem kleinen Auto von Mausund beim Boot waren, ist das große Auto aus Trondheim gerade erst losgefahren, sodass es bis zum späten Nachmittag gedauert hat bis wir tatsächlich nach Hause gefahren sind. Derweil haben wir unser Gepäck neu sortiert, so dass die Lasten auf die zwei Autos gut verteilt waren und auch wir ins Auto gepasst haben. Bis zum Boot ging der Weg nämlich mit der Fähre und das kleine Auto (BMW Kombi) war komplett vollgestopft mit unseren Sachen. Den Rest der Wartezeit haben wir in einem "Supermarkt" verbracht, der eine kleine Warteecke mit Tisch, Stühlen und Kaffe hatte. Im Laufe des Nachmittags kamen der ein oder andere ältere Einwohner der Insel vorbei und leistete uns beim Warten Gesellschaft. Glücklicherweise reichen unsere Norwegischkenntnisse bereits, um wenigstens kleine Gespräche am laufen zu halten. Als das Boot dann endlich aufgeladen worden war (von einem Kranfahrer, der mit ein paar Flaschen Bier bestochen wurde, Überstunden zu machen) ging es endlich weiter nach Hause. Ein kleiner Navigationsfehler an einer der wahrscheinlich nur 5 Kreuzungen auf ganz Frøya hat uns eine knappe weitere Stunde Umweg beschert. Daheim haben wir uns die Reste aus dem Kühlschrank zu Currywurst mit Ofengemüse zusammengekocht und unser Material gespült und zum Trocknen aufgehangen.

Den Freitag nutzen wir, um uns einen Überblick über die verpassten Fortschritte unserer Gruppen zu machen und wieder in die Arbeit einzusteigen. Allzuviel ist (vor Allem in André's Gruppe) eh nicht vorwärtsgegangen. Am Freitag Nachmittag trafen sich die Finnen und viele andere Mitglieder der Tauchgruppe zur so genannten GenFors, der "generalforsammling" (Generalversammlung, so einfach kann Norwegisch sein ;) ), die aber in Wirklichkeit einfach nur ne mega Party auf der Stundenterhytta ist. Wir wollten beim Vorglühen im Clubkeller und im Foyer eines feineren Hotels in Trondheim eher nicht partizipieren und trugen uns stattdessen ein, am späten Nachmittag und Abend auf der Studenterhytta die Party hinter den Kulissen am Laufen zu halten. Bisher hatte sich noch niemand anderes gemeldet, so war das für alle Seiten eine klasse Lösung. Nachdem wir beim Kochen geholfen hatten, das Essen angerichtet, die Bar für einige Stunden besetzt und die Küche sauber gemacht hatten, legten wir sowohl die Schürzen als auch alles andere beiseite und gesellten uns zu den Partygästen im Hot-Tub und der Sauna. Sehr viel später gingen wir alle ins Bett. 

Tags darauf schliefen wir uns aus. Nachdem Linda aufgewacht war und ihren morgendlichen Toilettengang vollbracht hatte, wurde André durch extrem laute Musik recht unsanft vom Koch und dem Verantwortlichen für die Hütte geweckt. Nach Kaffee (den sich André leider selbst in der Küche holen mussten (Linda konnte den Service des vom Koch ins Schlafzimmer gebrachten Kaffees noch ein mal genießen)) und Frühstück fuhren wir wieder nach Hause und setzten uns an unsere Projekte. Nachts gingen wir noch auf ein Paar Stunden in den Klubkeller um die Finnen gebührend mit einem letzten Saunagang zu verabschieden. Für Januar wurden wir zur International Cable Conference eingeladen, eine weitere traditionsreiche Fahrt, bei welcher die Norweger die Finnen besuchen, allerdings ohne großartige Tauchambitionen. Allein um die Gruppe wieder zu treffen würde sich das allerdings schon lohnen. Wir werden sehen, was Zeit und Budget im Januar für solche Späße noch hergeben ...

Morgen steht ganz im Zeichen unserer Projekte und der Sonntagstauchgang fällt für uns ins Wasser. Aktuell haben wir für das ganze Wochenende aber auch noch Sturmwarnung, sodass das eventuell gar nicht so schlecht ist. Und getaucht sind wir ja in der letzten Woche auch genug ;) Nur Linda widmet sich später noch dem norwegischen Swing Tanz.

Für mehr Details zu unseren Tauchgängen: https://www.divelogs.de/log/seitza (Wir tauchen in der Regel immer als fixes Team, daher sind unsere Tauchgänge fast identisch.)

Montag, 15. September 2014

Nah-"Erholungs"-Gebiet Bymarka

Unsere letzte Woche haben wir (natürlich neben der Universität) fast nur in Bymarka verbracht. Am Dienstag waren wir bis vier in der Uni und sind anschließend auf die Studenterhytta gefahren, um dort zu helfen. Trotz 40 Saminarteilnehmern von der Hochschule Trondheim war nicht allzu viel los und wir haben einen recht gemütlichen Nachmittag und Abend verbracht. Als die Gäste weg waren, sind wir wie fast immer noch in die Sauna und anschließend nach einem kurzen Mitternachts-Obstsalat Snack in die Federn gefallen. Am nächsten Tag mussten wir ja wieder in die Uni.
Sogar genügend Zeit für eine Fotottour um die Hütte: das Weihnachtsmahl schaut sich den Grill schon mal an ;)
Zeitig um halb 8 ging der Wecker, wir frühstückten und fuhren auf 9 in die Universität. Leider hat sich Linda so erkältet, dass sie am Mittwoch nach der Uni eine Auszeit brauchte und fuhr nach Hause, um sich dort auszukurieren. André fuhr wieder hoch auf die Hütte, wo am Abend zwei weitere Gruppen erwartet wurden. Mit deutlich mehr Arbeit ging auch dieser Abend rum und nach dem obligatorischen Saunagang und Mitternachtssnack ging es wieder ins Bett.
Beweisfoto: Wir haben wirklich Uni und sind auch dort!
Hier bei einem Projekt zu "Cooperation Technology and Social Media".
Unser Team vl: André, Linda, Patrick (Schweiz), Thea (Norwegen)
Am Donnerstag morgen verließen Lucia, Tobi  und André die Hütte ausnahmsweise recht spät, da in der Uni kein Termin anstand. Anstatt der üblichen Straße machten wir uns über Mountainbiketrails und Wanderwege auf den Rückweg ins Tal. Deutlich anstrengendere 20 Minuten später als üblich sind wir auch in selbigem angekommen. Den Rest des Donnerstags und Freitags haben wir meist arbeitend entweder in der Uni oder daheim verbracht.

Freitags wurden im Laufe des Tages Gerüchte laut, dass in der Nacht Polarlichter zu erwarten seien. Ein kurzer Check der Polarlichtvorhersage (http://auroraforecast.gi.alaska.edu/?v=Europe) und des Wetterberichts ließ auf das Beste hoffen. Auf der Hütte stand auch noch außerplanmäßig eine Party an und wir klärten kurzerhand ab, ob wir dort auf Samstag übernachten können - im Notfall in der Holzhütte. Eine klare Aussage konnten wir niemandem abringen und trotzdem packten wir abends unser Zeug, um auf dem Gråkallen, dem höchsten Berg Bymarka's (552 m) in möglichst dunkler Umgebung das Naturschauspiel mitverfolgen zu können. Auch Tobi war Feuer und Flamme. Bereits am Montag hatten wir uns noch mit Miriam und Anne für Samstag zu einer Tour durch Bymarka inklusive Übernachtung auf der Hütte von Samstag auf Sonntag verabredet. Ziemlich bepackt ging es also gegen neun mit dem Rad hoch zur Hütte. Dort haben wir uns kurz gestärkt, Betten reserviert, Håkon - einen der Hütte-Verantwortlichen - aufgegabelt und sind dann gegen 11 Richtung Gråkallen aufgebrochen. Die ersten Polarlichter waren bereits an der Hütte zu sehen. Aber eine knappe halbe Stunde später auf dem Berg über der Baumgrenze konnte man erst das volle Ausmaß erkennen. Der ganze Himmel brannte in blassem Grün. Die Auroravorhersage hatte mit einem Kp-Index 5 von 9 (bereits ein geomagnetischer Sturm) recht behalten. Schnell verzogen wir uns hinter einige Felsen in den Schatten des abnehmenden aber immer noch recht hellen Mondes und suchten den Himmel immer wieder nach den hellsten Flecken ab. Schnell wurde es kälter und wir packten nach und nach weitere Kleidungsschichten, warmen Tee und letztendlich die Schlafsäcke aus und machten es uns auf moosigen Boden bequem. Gegen halb eins verblassten die Lichter auf einmal und wir versuchten (mit mehr oder weniger viel Erfolg) nicht in unseren warmen Schlafsäcken einzuschlafen. Eine Stunde später begonnen die Polarlichter erneut jedoch weniger intensiv dafür deutlich fideler und filigraner über den Himmel zu toben. Einige Zeit später brachen wir unser bequemes vorübergehendes Lager ab und machten uns auf den Rückweg zu unseren regulären Betten.
Sehr deutliche Polarlichter über den ganzen Himmel hinweg. 
"Siehe! Kometen
Sie steigen hernieder,
Wandelnde Flammen
begegnen sich wieder,
Und von den Polen
erhebt sich die Gluth."
Der Zauberflöte zweyther Teil, JW Goethe
Nach einer recht kurzen Nacht kamen gegen 10 Uhr Miriam und Anne mit dem Bus auf die Hütte und wir machten uns bei bestem Wetter und Sonne auf den Weg. Laut Andrés Planung sollte es eine ca. 12 Kilometer lange Wanderung mit 5 Stunden Gehzeit werden. Zunächst ging es entlang eines Bergrückens im Wald auf kleinen Wanderpfaden bergab, bis wir nach ein paar Umwegen auf einen See trafen. Dort folgten wir einem recht großen Forstweg an einer Hütte vorbei bis wir zwei der zufließenden Bäche zu diesem See überquert hatten. Dann ging es auf typisch norwegischen Wegen - querfeldein - immer der Nase nach nach oben.
Der eigentliche Vorteil des Zwiebelsystems: viele Pausen ;)
vl: Linda, Miriam, Anne
norwegische Fauna und Flora
Suchbild: wahlweise drei Wanderer oder ein typisch norwegischer Wanderweg ;)
Oben erwartete uns eine tolle Aussicht Richtung Studenterhytta und Gråkallen, wo wir je einen Teil der Nacht zuvor verbracht hatten und in der Früh aufgebrochen waren. Entlang des Ufers des nächsten Sees ging es weiter nach Westen.
Blick zurück zum Ausgangspunkt - der Gråkallen 
Sumpf und See auf der Hochebene
Einen kurzen aber knackigen Anstieg später waren wir dann auf dem Storheia angekommen. Von dort hatten wir in westliche Richtung (wo wir sonst immer zum Tauchen waren) eine tolle Sicht über den Fjord. Das Wetter wurde zunehmend bedeckter und diesiger. Hier beschlossen wir, unser "matpakke" (NO, Essenspaket) zu verzehren. Frisch gestärkt ging es dann weiter. Der Plan war, zunächst nördlich, später östlich am äußersten Rand des Berges über der Baumgrenze zu laufen, um stets einen Blick über den Fjord zu haben. Die Direkte erwies sich wenige Minuten später jedoch als Sackgasse an einer Wand und wir mussten einen Teil des steilen Weges zurück nach oben klettern. Glücklicherweise war der Hang dicht mit Blaubeeren bewachsen so dass es ganz praktisch war auf allen Vieren nach oben zu krabbeln und hin und wieder von den Blaubeeren zu stibitzen. Oben angekommen ging es weiter mit der Blaubeerpracht und wir pflückten uns eine Box voll für das Abendessen. Über all den Blaubeeren wurde glücklicherweise Andrés Navigations-Faux-Pas schnell vergessen ;)

leckere Kletterpartie 
"Blåbær !"
 Mit einem kleinen Umweg um die Wand herum ging es weiter mit dem ursprünglichen Plan, bis wir letztendlich wieder am Fuß des Gråkallen angekommen waren. Da es erst gegen 6 und der Sonnenuntergang noch in weiter Ferne war, beschlossen wir noch zur Hälfte um den Gråkallen rumzuwandern und von dort den letzten Gipfelsturm des Tages anzutreten. Schneller als befürchtet stiefelten wir wieder einmal querfeldein bis zum Gipfel, genossen den nicht mehr ganz so exzellenten Ausblick (weil komplett zugezogen), sahen uns unsere Nordlichtobservationsstelle noch einmal bei Tageslicht an und machten uns an den 20-minütigen Abstieg zur Studenterhytta. Das übrig gebliebene Abendessen (Pfannkuchen) ließen wir uns gleich mit unseren Blaubeeren schmecken. Nach einer ausgiebigen Dusche spielten wir zum Tagesausklang noch "Siedler von Catan" ;) oder gingen in die Sauna und dann ins Bett.

Linda war leider immer noch etwas angeschlagen und konnte daher am nächsten Morgen definitiv nicht zum Tauchen. Daher verbrachte sie den Vormittag noch im Bett und einen Teil des Nachmittags gemütlich auf der Hütte bevor sie mit dem Rad zurück zur Wohnung fuhr.

André fuhr um 8 nach Hause, packte seine Tauchsachen und ging zum Sonntagstauchgang. An einem neuen Tauchplatz wurde das erste norwegische Wrack erkundet und die Kamera auch unter Wasser eingeweiht. Ohne Linda als eingespieltes Team wurde der Tauchgang leider recht kurz (nur knapp über einer halben Stunde), weil sich eins der "Ersatz-Gruppen-Mitglieder" an diesem Tag unter Wasser nicht so wohl fühlte. Der Kameratest ergab, dass mit ihr durchaus gute Bilder unter Wasser zu schießen sind, der Unterwasser-Weißabgleich aber nicht das hergibt was er verspricht (die Bilder sind ohne ausreichende zusätzliche Beleuchtung sehr grünstichig) aber Makro-Aufnahmen mit Blitz wirklich sehr sehr gut werden.

Wrack gefunden - Schiff scheinbar schon älter ;)
Ohne Blitz (weil auf die Distanz sowieso nur Schwebstoffe reflektieren) leider sehr grünstichige Bilder.
Krabben all überall - Mit Blitz aus nächster Nähe ein top Bild.
Am Sonntag Abend haben Linda und Miriam daheim noch lecker Kartoffelauflauf gemacht und sich hinterher den aktuellen Tatort bei einer Portion selbstgemachtem Popcorn gegönnt. Morgen holt uns der harte Uni-Alltag wieder ein ;)

In diesem Sinne: Gute Nacht aus dem inzwischen wirklich dunklen Trondheim (derzeit sehr ähnlich zu den Tages und Nachtzeiten daheim in Deutschland, Tendenz: dunkler).

Erwischt - Nachtrag von vor zwei Wochen auf der Kamera gefunden: Tobi und André waren Angeln, mit nur einer Angel, und damit es nicht so langweilig und kalt wurde hat sich André auf Fotojagd begeben. Das Resultat war dieser eins-A Schnappschuss einer Fledermaus, die uns die Mücken vom Hals gehalten hat. Auch zwei Delfine sind an diesem Abend 50 Meter vor dem Ufer an uns vorbeigezogen, aber um diese mit dem Foto festzuhalten war es leider schon zu dunkel ;) Gefangen haben wir natürlich nichts.

Mittwoch, 10. September 2014

Freizeitstress

Wieder ist einige Zeit vergangen seit unserem letzten Post und wieder mal wurde uns nicht langweilig.

Vergangenen Freitag waren wir (endlich) bei der Polizei, um uns anzumelden. Normalerweise muss man sich innerhalb einer Woche dort melden. Da die Behörde aber mit dem Ansturm von Studenten absolut überfordert wäre, gab es für die ausländischen Studenten Sammeltermine. Mit Versicherungsbescheinigung, Pass und Studiennachweis bewaffnet machten wir uns also in aller Herrgottsfrühe (8:15 Uhr) auf den Weg zur Polizei im Stadtzentrum. Dieses Mal sogar pünktlich, sodass wir auf Tobias warten mussten. Als ob die Polizei noch nie einen Sammeltermin veranstaltet hätte, herrschte ein leicht anarchisches System. Einige (Warte-)Zeit und Diskussionen später verließen wir, eine Anmeldebestätigung in den Händen haltend, das Gebäude - vorbei an einer Studentenschlange, die sich inzwischen etliche Windungen lang im Foyer tummelte. Gut, dass wir so früh da waren. Da wir ein ganzes Jahr in Norwegen bleiben, eventuell doch mal etwas Geld verdienen könnten und auch ganz dringend ein norwegisches Bankkonto brauchen, mussten wir uns allerdings noch um eine norwegische Identifikationsnummer bemühen. Die Polizei ist dafür jedoch nicht zuständig und wir wurden an das Finanzamt verwiesen. Also rauf aufs Rad, quer durch die Stadt zum Finanzamt. Dort schnell eine Nummer gezogen, warten und  Formulare ausfüllen. Als wir endlich dran kommen, teilt uns die Sachbearbeiterin nur mit, dass sie zusätzlich zu den Unterlagen die die Polizei braucht auch einen Mietvertrag vorliegen haben muss. André ist an dieser Stelle aus dem Bürokratie-Dschungel ausgestiegen und in die Uni gefahren, um sich mit seinen Projekt-Kollegen zum ersten Arbeitstreffen zusammen zu setzen. Linda hat mentale Stärke bewiesen, ist in die Uni gefahren (50 Höhenmeter), hat den Mietvertrag ausgeduckt und ist wieder ins Amt gedüst. Diesmal ist Linda allerdings am deutschen Personalausweis zerschellt, der kein Geschlecht ausweist. Das ist jedoch von Nöten, um die Identifikationsnummer zu bekommen. Also ist Linda nach Hause geradelt (100 Höhenmeter) hat den Reisepass geholt und ist wieder in die Stadt gefahren. Endlich war alles beisammen und die Sachbearbeiterin hat Linda mitteilen können, dass die dringend benötigte Nummer in 3 bis 4 Wochen per Post kommt. Eine halbe Tour de France-Etappe hat es gedauert, aber endlich haben wir eine Gemeinsamkeit mit Deutschland gefunden - die Bürokratie legt einem auch hier ordentlich Steine in den Weg.
Nachmittags ist Linda dann sogar nochmal zum Sport gefahren, eine Art Zumba und spontan noch eine Mischung aus Yoga, Tai chi und Pilates. André und Tobi haben ihr Glück noch einmal beim Angeln versucht und sind erneut gescheitert. Dafür haben wir die ersten Delfine hier oben gesichtet, die gemütlich Richtung offenem Meer gezogen sind, und gleich bereut nicht mit Taucherausrüstung im Wasser zu sein ;)

Am Samstag gab es eine offizielle Einführung in die Tätigkeit als "Hyttevakt" auf der Studenterhytta. Für uns war das ja nichts Neues, aber dennoch ein sehr schöner Tag mit vielen Kommilitonen aus dem Sprachkurs und weiteren Austauschstudenten. Am Abend haben wir die Rugbygruppe unserer Uni beim Feiern auf der Hütte gehabt. Der erste nähere Kontakt zu betrunkenen Norwegern hat uns gleich gezeigt, dass wir wahrscheinlich eher keine "Hyttevakt" auf der Hytta machen, während da oben Party ist. Man muss sich ja auch nicht alles geben ;) Als die Meute dann gegen 11 endlich weg war, konnten wir in die Sauna und den Hot-Tub auf der Terrasse. Gegen 2 sind Linda und ich deutlich vor den anderen ins Bett weil wir am Sonntag wieder zum tauchen raus wollten.

Nach kurzer Katzenwäsche, Frühstück und Zähneputzen, fuhren wir gegen 8 mit dem Rad von der Hütte nach Hause um dort unsere Taucherausrüstung zu holen, die wir am Tag zuvor bereits vorbereitet hatten. Um 10 haben wir uns dann pünktlich mit der Tauchgruppe am Tauchkeller getroffen, die Autos beladen und sind mit ca. 20 Mann/Frau wieder Richtung Ingdalen aufgebrochen, wo wir bereits unseren ersten Tauchgang hatten. Eine gute Stunde und kurze Pause an einer Tanke später waren wir angekommen. Während uns beim letzten Mal die hohen Wellen und der felsige Abstieg zum Wasser zu Schaffen bereitet haben, wurden wir dieses Mal mit Flut, bestem Wetter und keinen Wellen belohnt. Schnell haben wir uns umgezogen und sind ins Wasser. Nach knapp 50 Minuten auf durchschnittlich 14 Meter sind wir wieder oben angekommen. Diesmal gab es viele Krebse an der Steilwand und viele Fische im flacheren Wasser zu sehen, die letztes Mal (bei Ebbe) nicht zu sehen waren. Alles in allem ein sehr entspannter Tauchgang, den wir wieder nur zu zweit gut gemeistert haben. Einige Freitaucher waren diesmal dabei (ohne Flasche dafür mit Harpune) und haben auch gleich einen Mordsbrocken von Fisch aus dem Wasser gezogen. Hätten wir den Halbtrocken-Anzug doch auch noch mitnehmen sollen ... ;)

Der Weg zum Wasser.
Da kann man einige Tage von essen...
Die ganze Truppe.
Doch damit war der Sonntag noch nicht vorbei. Nachdem wir ca. 15 Minuten daheim waren, machten wir uns auf den Weg zum Tanzen und Unterwasserrugby. Während Lindas norwegischer Swing Kurs recht entspannend war und vor allem durch die hohe Teilnehmerzahl (auch männliche) auffiel, wurde André beim Unterwasserrugby hart rangenommen. Auf Anfänger wurde keine Rücksicht genommen und so bekam er die volle Ladung Tritte, Schläge und Erstickungsattacken ab. Während beim Tanzen die hohe Anzahl Männer verwunderlich war, musste man sich beim Unterwasserrugby darauf gefasst machen auch von Frauen halb ertränkt zu werden. Leicht lädiert und etwas ungläubig kam André nach Hause und wir haben den Abend noch gemütlich mit Tobias ausklingen lassen, um doch noch halbwegs ft in den Montag starten zu können.

Der Montag war voll und ganz für das Projekt reserviert - eine vierstündige obligatorische Teambuildingmaßnahme, die sich als totaler Reinfall erwies. Zum einen hatten sich die Teams bereits ganz gut kennen gelernt, zum anderen waren die Aufgaben nicht auf eine Studentengruppe abgestimmt und die Gesamtanzahl der Studenten war mit rund 80 deutlich zu hoch. Man muss also auch in Norwegen mit sinnlosen Veranstaltungen die kostbare Zeit verschwenden. Bei einem gemeinsamen Bier hätte man sich sicherlich besser als Team zusammengefunden.

Am Dienstag geht es nach der Uni wieder hoch zur Studenterhytta, um als Hyttevakt zu helfen und die Sauna wieder zu genießen. Dieses Mal sind ganze zwei Nächte geplant, von denen wir bald berichten werden.

Freitag, 5. September 2014

(fast Zwei-) Wochenrückblick

Das Wichtigste zuerst: Wir haben unseren Sprachkurs bestanden ;)

Dann zur Woche: Nachdem wir am vorletzten Montag von den Lofoten gekommen waren und abends noch Blaubeerpfannkuchen gegessen hatten, ging es am Dienstag wieder mal in die Uni. Dort startete unser zweites "Fach", ein Entwicklungsprojekt mit echtem Auftrag, echtem Kunden, echtem Termindruck et cetera. Auch wenn wir nur zwei Kurse gewählt haben, wird das Semester kein Urlaubssemester.

Am Mittag nach der Uni wollten wir zum Lachs-Fischen an den Nidelva fahren. Ein Restaurant hatte eine Aktion mit dem örtlichen Fischereiverband am laufen, um das Angeln unter jungen Leuten populärer zu machen. Man sollte sich die Ausrüstung ausleihen können, eine Angelgenehmigung für einen Nachmittag bekommen und am Steg gegenüber des Restaurants auf Lachs fischen können. Leider waren alle Ruten gerade weg oder defekt und wir wurden auf den nächsten Tag vertröstet.

Am Donnerstag war das erste Treffen mit unseren Gruppen und Kunden bezüglich des Programmierprojekts. Während Linda eine recht aktive Gruppe erwischt hat, die sich alle gleich mit vollem Eifer auf das Projekt stürzten, hat André eine eher gemütliche Gruppe erwischt, die wohl etwas Anstoß braucht. Hinterher ging es auf jeden Fall zum Lachs angeln. Natürlich haben wir nahe des Yachthafens und ganz am Ende der Saison überhaupt nichts gefangen oder wenigsten gesehen. Immerhin standen wir einige Stunden in der untergehenden Sonne an einem der malerischen Plätzchen Trondheims und boten hunderten Touristen ein wunderbares Fotomotiv.

Am Freitag Abend wollten wir unser Angelglück noch im Fjord herausfordern. Leider war gerade Ebbe und wir zogen unverrichteter Dinge wieder ab, nachdem wir einen Köder in den Algen und Steinen im flachen Wasser verloren hatten.

Eine weitere Errungenschaft dieser Woche war auch unser Putzplan, den wir endlich zu viert ausgemacht haben. Vier mal im Monat wird jetzt wenigstens so getan als ob die Küche und das Bad gereinigt werden. Wir werden sehen, ob es klappt...

Am Samstag sind wir mit der Tauchgruppe auf einen "Auffrischungstauchgang" gegangen, der eigentlich dafür gedacht ist den Einheimischen (komischerweise nur) NorwegerINNEN die im Urlaub auf den Malediven das Tauchen gelernt haben die etwas ungemütlichere Seite des Tauchens in Norwegen näher zu bringen. Bei bestem Wetter konnten wir ausnahmsweise absolut stressfrei in aller Ruhe den Tauchgang absolvieren, währenddessen einige Grundfertigkeiten mit dem jeweiligen Instructor üben und hinterher beim Würstl (NO: pølse [pölse]) vom Grill in der Sonne entspannen.

Auch am Tag darauf sind wir in die norwegischen Fluten gestiegen. Nach knapp zwei Stunden Fahrt entlang des Fjords bis raus zum Ozean montierten wir unsere Ausrüstung an einem Bootsanleger in malerischer Küstenlandschaft. Der Tauchspot ist bekannt für große Jakobsmuschel-Vorkommen (NO: "kammskjell" [kammschell]) und so sind Linda und ich zum ersten mal nur zu zweit und mit einem Sammel-Netz ausgerüstet ins Wasser gehüpft. Nach einer knappen Stunde und gut 20 Muscheln später sind wir dank herausragender navigatorischer Fähigkeiten auch wieder da rausgekommen wo wir reingesprungen sind ;) Da nach uns auch noch einige andere Gruppen ihren Tauchgang machten, konnten wir in aller Ruhe abbauen, die Landschaft genießen und unsere Muscheln fürs Abendessen vorbereiten (öffnen, ausnehmen, saubermachen). Nach zweistündiger Heimfahrt gabs die Muscheln dann als leckeren Snack, der erstaunlich sättigend war, noch bevor wir unser Material in der Dusche gespült haben.
Dieses Mal waren wir ziemlich viele. Ein Glück, dass es manche verrückte Norweger gibt, die sich riesige Autos extra fürs Tauchen kaufen!
Von der Bootsanlegestelle ging es ins Wasser.
Super klares Wasser!


Dank Tobias haben wir noch mitbekommen, dass es für Sonntag Nacht eine halbwegs gute Polarlicht-Vorhersage gab. Da sie nicht perfekt war, beschlossen wir nur ins relativ nah gelegene Drangvoll zu laufen, von wo aus wir uns eine gute Aussicht über die Stadt in Richtung Norden versprochen haben. Zuerst waren wir uns nicht sicher, ob das, was wir von dort aus sahen, eine Wolke ist oder doch der Ansatz eines Polarlichts. Mit Langzeitbelichtung konnte man immerhin einen Grünschimmer erahnen. Die Hoffnung bereits aufgegeben, begaben wir uns auf den Rückweg nach Moholt, wo wir doch noch für unsere Wanderung belohnt wurden. Leider mit Tankstellenkulisse aber dennoch sehr beeindruckend, konnten wir die ersten Nordlichter beobachten. Wieder daheim angekommen, durften wir feststellen, dass die beste Sicht eigentlich aus unseren Fenstern heraus ist. Vielleicht werden wir auch in Zukunft bei langen Lernnächten mit solch spektakulären Bildern belohnt.



Am Montag wollten wir mal wieder unser Glück beim Angeln versuchen und sind raus zum Tauchspot vom vorherigen Wochenende gefahren. Dort gibt es eine alte Anlegestelle für Boote, die das Angeln auch für uns Anfänger machbar macht. Leider haben wir nichts gefangen und sind dann noch spontan vom Angelplatz zum Pilze sammeln nach Bymarka gefahren. Selten haben wir derart steile Straßen und Wege gesehen. Dafür haben wir recht zügig einige essbare Pilze gefunden, die wir nach einer etwas längeren Heimreise durch den Wald als Belag zu einer Pizza verwerteten. Linda hatte keine Lust auf die Kletterpartie und ist in der Zwischenzeit den humaneren Weg nach Hause gefahren und hat schon mit dem Teig begonnen. Ordentlich ausgehungert haben wir dann drei Bleche Pizza mit allem belegt was der Kühlschrank hergegeben hat und den Großteil auch gleich verdrückt.

Am Dienstag sind wir nach der Uni mal wieder hoch zur Hütte gefahren. Nach einer gemütlichen hyttevakt (NO, "Hüttenwacht") feierten wir quasi in Sauna und Hot Tub (eine art Feuerbeheizter Whirlpool auf der Terrasse mit Aussicht aufs Tal) in Andrés Geburtstag rein. Linda und Tobias haben es während der hyttevakt sogar irgendwie fertiggebracht André eine sehr leckere Pfirsich Sahne Torte zu backen und das vor André geheimzuhalten. Nach der Sauna wurde dieses Geheimnis dann gelüftet und wir aßen bei Kerzenschein das erste Stück Geburtstagskuchen. Nach einigen Stunden Schlaf gabs dann Frühstück (den Rest vom Kuchen) und wir fuhren direkt von der Hütte bis runter in die Uni.

An dieser Stelle: Vielen Dank für alle Geburtstagsgratulationen!

Am Mittwoch hat sich Linda dann nochmal die Mühe gemacht trotz langer Uni eine Spinatlasagne auf den Tisch zu bringen. Wieder mal sehr lecker ;)

Yummi ;)
Auch am Donnerstag (heute) war wieder einmal Uni-Alltag angesagt, am Nachmittag ist Linda noch zum Sport gegangen und hinterher sind wir zum Tag der offenen Tür der Tauchgruppe gegangen. Dort haben wir die nächsten sehr netten Bekanntschaften gemacht. Jetzt sind wir halbwegs platt und gönnen uns mal einen Film und Chips.

In diesem Sinne: Gute Nacht und beste Grüße!