Mittwoch, 10. September 2014

Freizeitstress

Wieder ist einige Zeit vergangen seit unserem letzten Post und wieder mal wurde uns nicht langweilig.

Vergangenen Freitag waren wir (endlich) bei der Polizei, um uns anzumelden. Normalerweise muss man sich innerhalb einer Woche dort melden. Da die Behörde aber mit dem Ansturm von Studenten absolut überfordert wäre, gab es für die ausländischen Studenten Sammeltermine. Mit Versicherungsbescheinigung, Pass und Studiennachweis bewaffnet machten wir uns also in aller Herrgottsfrühe (8:15 Uhr) auf den Weg zur Polizei im Stadtzentrum. Dieses Mal sogar pünktlich, sodass wir auf Tobias warten mussten. Als ob die Polizei noch nie einen Sammeltermin veranstaltet hätte, herrschte ein leicht anarchisches System. Einige (Warte-)Zeit und Diskussionen später verließen wir, eine Anmeldebestätigung in den Händen haltend, das Gebäude - vorbei an einer Studentenschlange, die sich inzwischen etliche Windungen lang im Foyer tummelte. Gut, dass wir so früh da waren. Da wir ein ganzes Jahr in Norwegen bleiben, eventuell doch mal etwas Geld verdienen könnten und auch ganz dringend ein norwegisches Bankkonto brauchen, mussten wir uns allerdings noch um eine norwegische Identifikationsnummer bemühen. Die Polizei ist dafür jedoch nicht zuständig und wir wurden an das Finanzamt verwiesen. Also rauf aufs Rad, quer durch die Stadt zum Finanzamt. Dort schnell eine Nummer gezogen, warten und  Formulare ausfüllen. Als wir endlich dran kommen, teilt uns die Sachbearbeiterin nur mit, dass sie zusätzlich zu den Unterlagen die die Polizei braucht auch einen Mietvertrag vorliegen haben muss. André ist an dieser Stelle aus dem Bürokratie-Dschungel ausgestiegen und in die Uni gefahren, um sich mit seinen Projekt-Kollegen zum ersten Arbeitstreffen zusammen zu setzen. Linda hat mentale Stärke bewiesen, ist in die Uni gefahren (50 Höhenmeter), hat den Mietvertrag ausgeduckt und ist wieder ins Amt gedüst. Diesmal ist Linda allerdings am deutschen Personalausweis zerschellt, der kein Geschlecht ausweist. Das ist jedoch von Nöten, um die Identifikationsnummer zu bekommen. Also ist Linda nach Hause geradelt (100 Höhenmeter) hat den Reisepass geholt und ist wieder in die Stadt gefahren. Endlich war alles beisammen und die Sachbearbeiterin hat Linda mitteilen können, dass die dringend benötigte Nummer in 3 bis 4 Wochen per Post kommt. Eine halbe Tour de France-Etappe hat es gedauert, aber endlich haben wir eine Gemeinsamkeit mit Deutschland gefunden - die Bürokratie legt einem auch hier ordentlich Steine in den Weg.
Nachmittags ist Linda dann sogar nochmal zum Sport gefahren, eine Art Zumba und spontan noch eine Mischung aus Yoga, Tai chi und Pilates. André und Tobi haben ihr Glück noch einmal beim Angeln versucht und sind erneut gescheitert. Dafür haben wir die ersten Delfine hier oben gesichtet, die gemütlich Richtung offenem Meer gezogen sind, und gleich bereut nicht mit Taucherausrüstung im Wasser zu sein ;)

Am Samstag gab es eine offizielle Einführung in die Tätigkeit als "Hyttevakt" auf der Studenterhytta. Für uns war das ja nichts Neues, aber dennoch ein sehr schöner Tag mit vielen Kommilitonen aus dem Sprachkurs und weiteren Austauschstudenten. Am Abend haben wir die Rugbygruppe unserer Uni beim Feiern auf der Hütte gehabt. Der erste nähere Kontakt zu betrunkenen Norwegern hat uns gleich gezeigt, dass wir wahrscheinlich eher keine "Hyttevakt" auf der Hytta machen, während da oben Party ist. Man muss sich ja auch nicht alles geben ;) Als die Meute dann gegen 11 endlich weg war, konnten wir in die Sauna und den Hot-Tub auf der Terrasse. Gegen 2 sind Linda und ich deutlich vor den anderen ins Bett weil wir am Sonntag wieder zum tauchen raus wollten.

Nach kurzer Katzenwäsche, Frühstück und Zähneputzen, fuhren wir gegen 8 mit dem Rad von der Hütte nach Hause um dort unsere Taucherausrüstung zu holen, die wir am Tag zuvor bereits vorbereitet hatten. Um 10 haben wir uns dann pünktlich mit der Tauchgruppe am Tauchkeller getroffen, die Autos beladen und sind mit ca. 20 Mann/Frau wieder Richtung Ingdalen aufgebrochen, wo wir bereits unseren ersten Tauchgang hatten. Eine gute Stunde und kurze Pause an einer Tanke später waren wir angekommen. Während uns beim letzten Mal die hohen Wellen und der felsige Abstieg zum Wasser zu Schaffen bereitet haben, wurden wir dieses Mal mit Flut, bestem Wetter und keinen Wellen belohnt. Schnell haben wir uns umgezogen und sind ins Wasser. Nach knapp 50 Minuten auf durchschnittlich 14 Meter sind wir wieder oben angekommen. Diesmal gab es viele Krebse an der Steilwand und viele Fische im flacheren Wasser zu sehen, die letztes Mal (bei Ebbe) nicht zu sehen waren. Alles in allem ein sehr entspannter Tauchgang, den wir wieder nur zu zweit gut gemeistert haben. Einige Freitaucher waren diesmal dabei (ohne Flasche dafür mit Harpune) und haben auch gleich einen Mordsbrocken von Fisch aus dem Wasser gezogen. Hätten wir den Halbtrocken-Anzug doch auch noch mitnehmen sollen ... ;)

Der Weg zum Wasser.
Da kann man einige Tage von essen...
Die ganze Truppe.
Doch damit war der Sonntag noch nicht vorbei. Nachdem wir ca. 15 Minuten daheim waren, machten wir uns auf den Weg zum Tanzen und Unterwasserrugby. Während Lindas norwegischer Swing Kurs recht entspannend war und vor allem durch die hohe Teilnehmerzahl (auch männliche) auffiel, wurde André beim Unterwasserrugby hart rangenommen. Auf Anfänger wurde keine Rücksicht genommen und so bekam er die volle Ladung Tritte, Schläge und Erstickungsattacken ab. Während beim Tanzen die hohe Anzahl Männer verwunderlich war, musste man sich beim Unterwasserrugby darauf gefasst machen auch von Frauen halb ertränkt zu werden. Leicht lädiert und etwas ungläubig kam André nach Hause und wir haben den Abend noch gemütlich mit Tobias ausklingen lassen, um doch noch halbwegs ft in den Montag starten zu können.

Der Montag war voll und ganz für das Projekt reserviert - eine vierstündige obligatorische Teambuildingmaßnahme, die sich als totaler Reinfall erwies. Zum einen hatten sich die Teams bereits ganz gut kennen gelernt, zum anderen waren die Aufgaben nicht auf eine Studentengruppe abgestimmt und die Gesamtanzahl der Studenten war mit rund 80 deutlich zu hoch. Man muss also auch in Norwegen mit sinnlosen Veranstaltungen die kostbare Zeit verschwenden. Bei einem gemeinsamen Bier hätte man sich sicherlich besser als Team zusammengefunden.

Am Dienstag geht es nach der Uni wieder hoch zur Studenterhytta, um als Hyttevakt zu helfen und die Sauna wieder zu genießen. Dieses Mal sind ganze zwei Nächte geplant, von denen wir bald berichten werden.

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