Unsere letzte Woche haben wir (natürlich neben der Universität) fast nur in Bymarka verbracht. Am Dienstag waren wir bis vier in der Uni und sind anschließend auf die Studenterhytta gefahren, um dort zu helfen. Trotz 40 Saminarteilnehmern von der Hochschule Trondheim war nicht allzu viel los und wir haben einen recht gemütlichen Nachmittag und Abend verbracht. Als die Gäste weg waren, sind wir wie fast immer noch in die Sauna und anschließend nach einem kurzen Mitternachts-Obstsalat Snack in die Federn gefallen. Am nächsten Tag mussten wir ja wieder in die Uni.
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Sogar genügend Zeit für eine Fotottour um die Hütte: das Weihnachtsmahl schaut sich den Grill schon mal an ;) |
Zeitig um halb 8 ging der Wecker, wir frühstückten und fuhren auf 9 in die Universität. Leider hat sich Linda so erkältet, dass sie am Mittwoch nach der Uni eine Auszeit brauchte und fuhr nach Hause, um sich dort auszukurieren. André fuhr wieder hoch auf die Hütte, wo am Abend zwei weitere Gruppen erwartet wurden. Mit deutlich mehr Arbeit ging auch dieser Abend rum und nach dem obligatorischen Saunagang und Mitternachtssnack ging es wieder ins Bett.
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Beweisfoto: Wir haben wirklich Uni und sind auch dort!
Hier bei einem Projekt zu "Cooperation Technology and Social Media".
Unser Team vl: André, Linda, Patrick (Schweiz), Thea (Norwegen) |
Am Donnerstag morgen verließen Lucia, Tobi und André die Hütte ausnahmsweise recht spät, da in der Uni kein Termin anstand. Anstatt der üblichen Straße machten wir uns über Mountainbiketrails und Wanderwege auf den Rückweg ins Tal. Deutlich anstrengendere 20 Minuten später als üblich sind wir auch in selbigem angekommen. Den Rest des Donnerstags und Freitags haben wir meist arbeitend entweder in der Uni oder daheim verbracht.
Freitags wurden im Laufe des Tages Gerüchte laut, dass in der Nacht Polarlichter zu erwarten seien. Ein kurzer Check der Polarlichtvorhersage (http://auroraforecast.gi.alaska.edu/?v=Europe) und des Wetterberichts ließ auf das Beste hoffen. Auf der Hütte stand auch noch außerplanmäßig eine Party an und wir klärten kurzerhand ab, ob wir dort auf Samstag übernachten können - im Notfall in der Holzhütte. Eine klare Aussage konnten wir niemandem abringen und trotzdem packten wir abends unser Zeug, um auf dem Gråkallen, dem höchsten Berg Bymarka's (552 m) in möglichst dunkler Umgebung das Naturschauspiel mitverfolgen zu können. Auch Tobi war Feuer und Flamme. Bereits am Montag hatten wir uns noch mit Miriam und Anne für Samstag zu einer Tour durch Bymarka inklusive Übernachtung auf der Hütte von Samstag auf Sonntag verabredet. Ziemlich bepackt ging es also gegen neun mit dem Rad hoch zur Hütte. Dort haben wir uns kurz gestärkt, Betten reserviert, Håkon - einen der Hütte-Verantwortlichen - aufgegabelt und sind dann gegen 11 Richtung Gråkallen aufgebrochen. Die ersten Polarlichter waren bereits an der Hütte zu sehen. Aber eine knappe halbe Stunde später auf dem Berg über der Baumgrenze konnte man erst das volle Ausmaß erkennen. Der ganze Himmel brannte in blassem Grün. Die Auroravorhersage hatte mit einem Kp-Index 5 von 9 (bereits ein geomagnetischer Sturm) recht behalten. Schnell verzogen wir uns hinter einige Felsen in den Schatten des abnehmenden aber immer noch recht hellen Mondes und suchten den Himmel immer wieder nach den hellsten Flecken ab. Schnell wurde es kälter und wir packten nach und nach weitere Kleidungsschichten, warmen Tee und letztendlich die Schlafsäcke aus und machten es uns auf moosigen Boden bequem. Gegen halb eins verblassten die Lichter auf einmal und wir versuchten (mit mehr oder weniger viel Erfolg) nicht in unseren warmen Schlafsäcken einzuschlafen. Eine Stunde später begonnen die Polarlichter erneut jedoch weniger intensiv dafür deutlich fideler und filigraner über den Himmel zu toben. Einige Zeit später brachen wir unser bequemes vorübergehendes Lager ab und machten uns auf den Rückweg zu unseren regulären Betten.
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Sehr deutliche Polarlichter über den ganzen Himmel hinweg. |
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"Siehe! Kometen
Sie steigen hernieder,
Wandelnde Flammen
begegnen sich wieder,
Und von den Polen
erhebt sich die Gluth."
Der Zauberflöte zweyther Teil, JW Goethe |
Nach einer recht kurzen Nacht kamen gegen 10 Uhr Miriam und Anne mit dem Bus auf die Hütte und wir machten uns bei bestem Wetter und Sonne auf den Weg. Laut Andrés Planung sollte es eine ca. 12 Kilometer lange Wanderung mit 5 Stunden Gehzeit werden. Zunächst ging es entlang eines Bergrückens im Wald auf kleinen Wanderpfaden bergab, bis wir nach ein paar Umwegen auf einen See trafen. Dort folgten wir einem recht großen Forstweg an einer Hütte vorbei bis wir zwei der zufließenden Bäche zu diesem See überquert hatten. Dann ging es auf typisch norwegischen Wegen - querfeldein - immer der Nase nach nach oben.
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Der eigentliche Vorteil des Zwiebelsystems: viele Pausen ;)
vl: Linda, Miriam, Anne |
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norwegische Fauna und Flora |
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Suchbild: wahlweise drei Wanderer oder ein typisch norwegischer Wanderweg ;) |
Oben erwartete uns eine tolle Aussicht Richtung Studenterhytta und Gråkallen, wo wir je einen Teil der Nacht zuvor verbracht hatten und in der Früh aufgebrochen waren. Entlang des Ufers des nächsten Sees ging es weiter nach Westen.
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Blick zurück zum Ausgangspunkt - der Gråkallen |
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Sumpf und See auf der Hochebene |
Einen kurzen aber knackigen Anstieg später waren wir dann auf dem Storheia angekommen. Von dort hatten wir in westliche Richtung (wo wir sonst immer zum Tauchen waren) eine tolle Sicht über den Fjord. Das Wetter wurde zunehmend bedeckter und diesiger. Hier beschlossen wir, unser "matpakke" (NO, Essenspaket) zu verzehren. Frisch gestärkt ging es dann weiter. Der Plan war, zunächst nördlich, später östlich am äußersten Rand des Berges über der Baumgrenze zu laufen, um stets einen Blick über den Fjord zu haben. Die Direkte erwies sich wenige Minuten später jedoch als Sackgasse an einer Wand und wir mussten einen Teil des steilen Weges zurück nach oben klettern. Glücklicherweise war der Hang dicht mit Blaubeeren bewachsen so dass es ganz praktisch war auf allen Vieren nach oben zu krabbeln und hin und wieder von den Blaubeeren zu stibitzen. Oben angekommen ging es weiter mit der Blaubeerpracht und wir pflückten uns eine Box voll für das Abendessen. Über all den Blaubeeren wurde glücklicherweise Andrés Navigations-Faux-Pas schnell vergessen ;)
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leckere Kletterpartie |
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"Blåbær !" |
Mit einem kleinen Umweg um die Wand herum ging es weiter mit dem ursprünglichen Plan, bis wir letztendlich wieder am Fuß des Gråkallen angekommen waren. Da es erst gegen 6 und der Sonnenuntergang noch in weiter Ferne war, beschlossen wir noch zur Hälfte um den Gråkallen rumzuwandern und von dort den letzten Gipfelsturm des Tages anzutreten. Schneller als befürchtet stiefelten wir wieder einmal querfeldein bis zum Gipfel, genossen den nicht mehr ganz so exzellenten Ausblick (weil komplett zugezogen), sahen uns unsere Nordlichtobservationsstelle noch einmal bei Tageslicht an und machten uns an den 20-minütigen Abstieg zur Studenterhytta. Das übrig gebliebene Abendessen (Pfannkuchen) ließen wir uns gleich mit unseren Blaubeeren schmecken. Nach einer ausgiebigen Dusche spielten wir zum Tagesausklang noch "Siedler von Catan" ;) oder gingen in die Sauna und dann ins Bett.
Linda war leider immer noch etwas angeschlagen und konnte daher am nächsten Morgen definitiv nicht zum Tauchen. Daher verbrachte sie den Vormittag noch im Bett und einen Teil des Nachmittags gemütlich auf der Hütte bevor sie mit dem Rad zurück zur Wohnung fuhr.
André fuhr um 8 nach Hause, packte seine Tauchsachen und ging zum Sonntagstauchgang. An einem neuen Tauchplatz wurde das erste norwegische Wrack erkundet und die Kamera auch unter Wasser eingeweiht. Ohne Linda als eingespieltes Team wurde der Tauchgang leider recht kurz (nur knapp über einer halben Stunde), weil sich eins der "Ersatz-Gruppen-Mitglieder" an diesem Tag unter Wasser nicht so wohl fühlte. Der Kameratest ergab, dass mit ihr durchaus gute Bilder unter Wasser zu schießen sind, der Unterwasser-Weißabgleich aber nicht das hergibt was er verspricht (die Bilder sind ohne ausreichende zusätzliche Beleuchtung sehr grünstichig) aber Makro-Aufnahmen mit Blitz wirklich sehr sehr gut werden.
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Wrack gefunden - Schiff scheinbar schon älter ;) |
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Ohne Blitz (weil auf die Distanz sowieso nur Schwebstoffe reflektieren) leider sehr grünstichige Bilder. |
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Krabben all überall - Mit Blitz aus nächster Nähe ein top Bild. |
Am Sonntag Abend haben Linda und Miriam daheim noch lecker Kartoffelauflauf gemacht und sich hinterher den aktuellen Tatort bei einer Portion selbstgemachtem Popcorn gegönnt. Morgen holt uns der harte Uni-Alltag wieder ein ;)
In diesem Sinne: Gute Nacht aus dem inzwischen wirklich dunklen Trondheim (derzeit sehr ähnlich zu den Tages und Nachtzeiten daheim in Deutschland, Tendenz: dunkler).
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Erwischt - Nachtrag von vor zwei Wochen auf der Kamera gefunden: Tobi und André waren Angeln, mit nur einer Angel, und damit es nicht so langweilig und kalt wurde hat sich André auf Fotojagd begeben. Das Resultat war dieser eins-A Schnappschuss einer Fledermaus, die uns die Mücken vom Hals gehalten hat. Auch zwei Delfine sind an diesem Abend 50 Meter vor dem Ufer an uns vorbeigezogen, aber um diese mit dem Foto festzuhalten war es leider schon zu dunkel ;) Gefangen haben wir natürlich nichts. |
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