Nachdem wir am Abend zuvor schon die Garagenschlüssel von Joakim bekommen hatten, um an den Anhänger zu kommen fehlte uns am Donnerstag Morgen nur noch das passende Zugfahrzeug dafür. Bei Sixt in einem der Industriegebiete Trondheim holten wir uns um acht Uhr einen vorbestellten Ford Kuga, fuhren dann wieder nach Hause, luden das vorbereitete Tauchgepäck ein und holten den Hänger ab. Der so genannte "Stampen" ist eigentlich ein beheizbarer Pool auf einem Anhänger, sollte von uns aber auch als Lastenanhänger verwendet werden. Den kleinen Kompressor haben wir noch schnell ins Auto geladen und mit einem kurzen Zwischenstopp zum Luftfüllen an der Tankstelle ging es dann zum Sportgebäude. Dort warteten bereits die anderen zehn Personen, die mit uns auf die Ålesundtur der Tauchgruppe fahren wollten. Auch "Fjøset II", das Tauchboot war auf dem reparierten Anhänger bereits vor Ort und mit dem großen Kompressor zum Befüllen der Flaschen beladen. Schnell luden wir den kleinen Kompressor ebenfalls ins Boot und alle Tauchflaschen in den Kuga. Alle Taschen, Rucksäcke, Schlafsäcke, etc. kamen in den "Stampen". Als alles verladen war und auch noch genügend Sitzplätze für alle Teilnehmer in den Autos waren, machten wir einen letzten Rundgang um die Autos und Hänger, um zu prüfen, ob alles korrekt verzurrt war und die Hänger korrekt angekuppelt waren. Dabei entdeckten wir leider, dass der Hänger komplett auf den Reifen auflag. Kein Wunder dachten wir uns, wir haben ja auch einiges reingepackt. Also öffneten wir die Gurte und fingen an auszuladen. Erst als alles entladen war, hatte der Hänger wieder etwas Federweg. Das Gepäck in andere Autos oder das Boot zu laden, stand aus außer Frage. Dafür war es definitiv zu viel. Also mussten wir noch einmal ein Auto bei Sixt leihen und das Gepäck in dieses verladen. Gut eine Stunde zu spät konnten wir dann endlich in Richtung Südwesten aufbrechen.
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Eifriges Schaffen (c) Erik Hjertholm |
In Orkanger machten wir wie üblich einen Zwischenstopp, um uns mit Frühstück und Mittagssnacks einzudecken. Da um den Supermarkt eine Baustelle war und wir mit dem großen Hänger einige hundert Meter in einen vermeintlichen Kreisverkehr um den Supermarkt gefahren waren, beschleunigten wir den Weg nach draußen über einen kurzen Umweg über einen Fahrradweg, sehr zum Erstaunen unserer norwegischen Mitfahrer. Auch den Rest der Strecke ist Linda dann bravourös mit dem leicht angeschlagenen Hänger gefahren. Bei jeder größeren Bodenwelle setzte der Hänger kurz auf und ruckelte am ganzen Auto. Glücklicherweise waren die Straßen nicht allzu glatt und die Geschwindigkeit sowieso sehr niedrig. Eine Fähre, etliche Brücken und viele Straßen durch tolle Landschaften später, waren wir dann zunächst an der berühmten "Atlantic Road" und kurz darauf an unserem Ziel angekommen. Ramsøy Brygger auf Ramsøy bei Kristiansund ist eine Ansammlung von Ferienhäusern. Neben schicken neuen Ferienhäusern wurde auch ein "Gamlehuset", ein sehr alt anmutendes Haus, mit zwei Wohneinheiten angeboten, in welches wir uns eingemietet hatten. Netterweise durften wir zum Preis einer Wohneinheit das ganze Haus benutzen und so hatte wir zu zwölft ausreichend Platz. Das Boot durfte im eigenen Hafen liegen, den "Stampen" konnten wir direkt am Meer auf der Anlegestelle aufstellen, weil der professionelle Fischereibetrieb in den Wintermonaten offensichtlich stillgelegt ist, und für unsere Ausrüstung durften wir Räumlichkeiten im sonstigen Schlachthaus nutzen. Besser geht es kaum.
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Schön verschneite Landschaften auf dem Weg durchs Landesinnere |
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Sonne satt. |
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Auch der "Stampen" hängt noch. |
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Sogar hell genug für die Sonnenbrille. |
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Atlanterhavsveien oder Atlantic Road und direkt vor uns DIE Brücke dieser Straße. |
Am ersten Abend sind wir dann gleich noch ins kühle Nass gehüpft und haben wenige hundert Meter von der Anlegestelle zwischen zwei kleinen Inselchen einen schönen Tauchgang gemacht. Dabei haben wir auch gleich unsere erste Portion Kammskjell gefunden. Im Anschluss an den Tauchgang gab es Spaghetti a la Joakim (quasi Bolognese, aber sehr gut) und einige hüpften gleich noch in den bereits heißen "Stampen".
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Gemeinschaftliches Abendessen: Pasta a la Joakim (c) Erik Hjertholm |
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"Stampen" in Aktion. (c) Lars Korvald |
Am nächsten Morgen ging es nur wieder zäh los und gegen zehn Uhr brachen wir Richtung Galten, einem kleinen Leuchtturm ganz in der Nähe, auf. Anschließen fuhr auch das zweite Team (wir mussten die große Gruppe wegen des Platzes auf dem Boot teilen) nach Galten. Nachmittags fuhr nur die erste Gruppe mit dem Boot in den Süden, um an einer Stelle zu tauchen, an der gemäß der Seekarten eine Wand zu sehen sein sollte. Leider erwies sich der Tauchplatz als sandige Halde und Müllabladeplatz für alte Krabbenfangausrüstung. Abends gab es Tacos und hinterher wollte die zweite Gruppe noch einmal direkt an der Anlegestelle tauchen und André schloss sich der Gruppe noch einmal an, während sich die anderen wieder in den "Stampen" begaben. Mitten während des Tauchgangs kam Ole, einer der Personen im "Stampen" ins Meer gehüpft und auf 5 Meter zu Mads und André runtergetaucht. Der aus dem nichts im Lampenschein auftauchende Ole erschreckte die beiden so sehr, dass sie erst einmal alle drei auftauchten.
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Ein Seewolf ("Steinbit", NO) mit ganz schön mächtigen Zähnen |
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Linda wühlt sich durch den Kelp |
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Ein Seehase versucht sich zwischen den Steinen zu verstecken. |
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Mal wieder eine ganz unerschrockene Flunder. |
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Auf dem Weg zum Sicherheitsstopp. |
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Unterwasser Müllhalde von beeindruckender Größe. Könnte man fast als künstliches Riff verkaufen |
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Schwärme kleiner Fische wo man auch hinleuchtet. |
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Der große Dorsch versucht sich da zwischen den Steinen zu verstecken, aber so vielen Lampen entgeht nichts. |
Der Samstag sollte ein besonderes taucherisches Vergnügen für uns bereithalten: ein Strömungstauchgang unter der Atlantic Road. Recht kompliziert mit Auto und Boot fuhren wir alle zur Atlantic Road. Dort tauchte die erste Gruppe einen flachen und eher kurzen Strömungstauchgang, der allerdings etwas verwirrend wurde, als die Strömung im Wechsel von Ebbe nach Flut mitten im Tauchgang einfach drehte. Der zweite Tauchgang, bei dem auch wir dabei waren ging unter die bekannte große Storseisundbrua der Atlantic Road. Wir schlossen uns der anderen Gruppe an, die dann aber sehr schnell, sehr lang, sehr tief in die falsche Richtung schwamm und uns irgendwann abhängte. Da wir bis dahin auch komplett die Peilung verloren hatten, stiegen wir zunächst in Tiefen auf, die uns angenehmer waren und setzten den Tauchgang dann gemütlich durch den schönen Kelpwald fort. Wir fanden dabei wieder einen Seewolf und eine Flunder. Die hat sich durch uns mal wieder so wenig beeindrucken lassen, dass Linda sie sogar in die Hand nehmen konnte, bevor sie sich doch bequemte die Flucht anzutreten, da wir auch nicht so richtig wussten, was wir ohne Netz und Messer und mit zu kleiner Tasche am Anzug mit ihr machen sollten. Zum Einbruch der Dämmerung wollten vier Leute inklusive André noch zu einem Dämmerungs-Kammskjell-Tauchgang aufbrechen, bei dem Linda Tauchgangsleiter war. Bei ordentlich Strömung ließen sich am Tauchplatz unweit der Unterkunft einige Kammskjell und drei Flundern fangen, die später ins Sammelnetz oder direkt auf den Teller wanderten. Direkt nach der Rückkehr machte sich noch einmal eine Gruppe auf ins Wasser, um die großen Fischschwärme rund um die Anleger bei Nacht zu betrachten und Linda schloss sich an. Danach gab es dann die Flundern und lecker Pizza. Bevor es dann ins Bett ging wurde der "Stampen" noch ein letztes Mal ordentlich genutzt.
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Auf dem Weg zur Storseisundbrua auf 25 Meter. |
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Sehr malerischer Sonnenuntergang. |
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So viele Fischies ... |
Am Sonntag legten sich Wind und Wellen auch außerhalb der schützenden Schärengärten und wir führen raus aufs Meer zu einer Leuchtbake, bei der vier Wochen zuvor ein Schiff (die Leif Roald) untergegangen sein soll. Starke Strömungen machten den eigentlich Tauch- und Suchplan unmöglich. Dennoch fanden wir einige sehr frische Schiffteile und hatten hinterher noch einen entspannten Tauchgang entlang der kleinen Insel über und durch den Kelp. Nach uns machte sich dann auch noch die zweite Gruppe auf den Weg, die aber noch einmal zum Leuchtturm Galten wollte. Derweil verräumten wir all unser Zeug und fingen an, das Haus zu reinigen. Auch unseren Kammskjellfang verarbeiteten und verpackten wir verfolgt von den Blicken neugieriger Kinder. Als die anderen zurückkamen, ging alles ganz schnell und bald waren wir alle zusammen auf dem Heimweg. Dort wurde wie immer alles gesäubert und verräumt. Das Auto wurde zurückgebracht und wir sahen zu, bald ins Bett zu kommen, um am nächsten Tag wieder fit für die Uni zu sein.
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Bestes Wetter am letzten Tag draußen auf dem Meer mit Blick zurück auf die schneebedeckten Berge direkt an der Küste. |
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Mads und Linda, mal über ... |
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... und mal im Kelp. |
André hat sich an dem Wochenende leider eine Erkältung eingefangen und lag am Dienstag flach. Inzwischen ist er aber wieder dank bester Pflege durch Linda auf dem Weg der Besserung ;)
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