Dienstag, 10. Februar 2015

Taucheskapaden

Nur um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen: wir studieren immer noch und sind mit unseren Masterarbeiten beschäftigt ;) Eventuell sollten wir auch mal Beschreibungen davon in den Blog mit aufnehmen, um die Berichterstattung etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Bis dahin gibts allerdings noch weiter von unseren Wochenendaktivitäten zu lesen.

Bereits vor drei Wochen fuhren wir mit der Tauchgruppe an einem Samstag zum Søndagsdykk an einen neuen Tauchplatz. Unweit des vom Verantwortlichen favorisierten Tauchplatzes "Ingdalen" liegt der namensgebende Ort Ingdalen. Ungefähr 20 Häuser reihen sich dort an der einzigen Straße weit und breit auf und waren Ausgangspunkt des Tauchgangs. Der Tauchplatz erhielt von uns kurzerhand den Namen "Ingdalen City". Nebst ausreichend Parkmöglichkeiten bietet der Platz eine sanft abfallende Halde auf ungefähr 7-8 Meter und dann mehr oder weniger steile Wände, die mehr oder weniger tief abfallen. Eine fjordauswärts gerichtete Strömung (bei Flut) half uns gegen Ende des Tauchgangs die zuvor gegen die Strömung zurückgelegte Strecke in Rekordzeit zu absolvieren. Auf gut 22 Meter Tiefe haben uns vor allem die Felsformationen beeindrucken können und erst später auf ca. 10 Meter wieder die vielen kleinen und großen Lebewesen zwischen den Felsen. Dank zweier Mittaucher, die es nur kurz in den 4 Grad kalten Fluten aushielten und kurz zum Einkaufen gefahren waren, gab es nach dem Tauchgang Hot-Dogs vom Grill.
"Ingdalen City" - ein neuer Tauchplatz mit einer vielversprechenden Wand, die sich unter dem Wasser so fortsetzt wie sie darüber anfängt.  
Das meiste Leben findet sich allerdings wie immer im flachen Teil, so wie diese schöne große Trollkrabbe (mit ca. 40-50 cm Spannweite) 
Am darauf folgenden Wochenende (das vor zwei Wochen) waren wir sowohl samstags als auch sonntags im Wasser. Samstags konnten wir dem Tauchclub helfen die Vereinskasse etwas aufzubessern und nahmen an einer "taredugnag" teil. "Dugnad" ist in Norwegen jede Form ehrenamtlicher Tätigkeit, meist zusammen mit dem ganzen oder einer großen Gruppe des jeweiligen Vereins. "Tare" ist norwegisch für Kelp, oder Seetang/Algen. Dahinter steckt das Forschungsunternehmen SINTEF, das eng mit der NTNU zusammenarbeitet. Das Meereslabor von SINTEF benötigt von Zeit zu Zeit Proben von Kelp aus dem Tronheimsfjord (soweit wir verstanden haben für Energieforschung). Also brachen wir zu siebt am Vormittag auf, um Kelp sammeln zu fahren. Da "Fjøset II" das Vereinsboot nach seiner Havarie beim Finnedykket im letzten Herbst endlich wieder einsatzbereit war und wir wenig genug Taucher waren, um darauf zu passen, wurde es für die Fahrten verwendet. Mit Kristian holten wir das Boot ab, während die anderen mit dem Auto zu einem anderen Teil des Hafens fuhren, wo das Auto parken konnte und der Weg von Auto zu Boot möglichst kurz ist. Dort wurde das Material umgeladen und alle kamen an Bord. Zehn Minuten später waren wir in "Storsteinan", wo André bereits einen Søndagsdykk von Land aus mitgemacht hatte. Dort sollte der Kelp gesammelt werden. Jedes Team bekam ein Bild der zu sammelnden Sorte und machte sich auf, im flachen Wasser möglichst viel davon zu sammeln. Laut Kristian sollte das nur wenige Minuten dauern. Wir hatten "sukkertare" zu suchen, welcher wohl die seltenste der Kelpsorten war. Nach 20 Minuten hatten wir die Netze noch nicht ansatzweise voll und stiegen wieder an die Oberfläche um abzuklären, ob das denn schon reichen würde. Es schien gerade genug zu sein und wir durften wieder ins Boot klettern. Wir wollten möglichst wenig Luft verbrauchen um im Anschluss noch ein winziges Wrack ein paar Kilometer weiter behauchen zu können, welches man nur mit dem Boot erreichen kann. Leider hatte einer der anderen Taucher nur den äußeren der beiden Reißverschlüsse seines Anzuges geschlossen, der nur zum Schutz des eigentlich dichtenden Trockenreißverschlusses gedacht ist. Im Laufe des zehnminütigen Tauchgangs bei 4 Grad Wassertemperatur, ist er so voll gelaufen, dass drei Leute anpacken mussten um ihn wieder ins Boot zu bekommen. Klar war auch, dass der Wracktauchgang abgesagt werden musste. Schnell wurde der Anzug ausgeleert, ordentlich geschlossen und mit Luft gefüllt, um im Falle eines Über-Bord-Gehens genügend Auftrieb zu gewähren. Dann gings mit Vollgas zurück nach Trondheim, wo wir den bereits stark frierenden Taucher ins warme Auto packten. Joakim fuhr ihn dann umgehend nach Hause und der Rest machte sich noch einmal kurz auf, um vor Trondheim mit den fast vollen Flaschen tauchen zu gehen. Da wir schon das Boot hatten, fuhren wir die Insel Munkholmen an, auf der direkt vor Trondheim im Laufe der Jahrhunderte ein Kloster, eine Brauerei und etliche Geschützstellungen gebaut worden sind. Mit dem Auto ist die Mini-Insel natürlich nicht zu erreichen und somit normalerweise auch nur schwer zu betauchen. Das Meer um die Insel ist sehr flach und laut Kristian nicht besonders spannend. Also ließen wir die Kamera außen vor, blieben absichtlich im seichten Gewässer und machten ein paar Übungen, die man nach einem sehr tiefen oder langen Tauchgang besser vermeidet. Das klappte sehr gut und war dringend mal nötig. Nach dem Tauchgang ging es mit dem Boot zum Tanken, wo dann auch schon Joakim mit dem Auto wartete. Alles wurde wieder umgeladen und André und Kristian machten sich auf, um bei SINTEF den Fang des Tages abzugeben. Hinterher wurde das Boot wieder geparkt und das Material im Sportgebäude verstaut. Da für Sonntag der Søndagsdykk auf dem Plan stand und wir großes vor hatten, packten wir bereits alles wichtige wieder in Kristians Auto, um am nächsten Morgen Zeit zu sparen.

Sonntag um 10 trafen wir uns wieder im Sportgebäude. Zwei Leute wurden schnell zum Boot gefahren und sollten das Boot über den Fjord nach Ekne im Norden des Trondheimfjords fahren. Der Rest trat wenig später mit Autos die einstündige Fahrt an. Nach zwei Stunden kam das Boot ebenfalls an einem kleinen Sportboothafen in der Nähe von Ekne an. In der Zwischenzeit hatten wir bereits unser Material hergerichtet und einen fatalen Fehler vom Vortag entdeckt: unsere nasse Ausrüstung war über Nacht im Auto gelegen und die Temperaturen hatten wieder einmal einen Sprung von fünf auf minus ein Grad gemacht. Entsprechend unangenehm war es dann auch schon in die steifgefrorenen Anzüge, Neoprenhauben und Nasshandschuhe zu schlüpfen. Als wir das hinter uns gebracht hatten, stiegen wir zügig aufs Boot und fuhren zum eigentlichen Tauchplatz "Ekneveggen", die "Ekne-Wand". Schon über Wasser fällt das Terrain senkrecht etliche Meter direkt ins Meer und von dort aus weiter bis auf 50 Meter Tiefe. Vor dem Einstieg erwarteten uns allerdings noch weitere Probleme: einige Ventile der Anzüge und Tarierwesten waren festgefroren, sowie ein Atemregler von André, den er am Abend zuvor noch mit Leitungswasser gespült und über Nacht sogar im Warmen aufbewahrt hatte. Ausreichend Körperwärme (quasi Heilung durch Handauflegen oder ein paar Minuten einlegen im salzigen Fjord) löste alle Teile und wir konnten zusammen mit Stian sicher an der Wand abtauchen. Gemütlich tauchten wir 50 Minuten an der Wand entlang, die auf allen Höhenstufen von unterschiedlichsten Pflanzen und Lebewesen besiedelt ist. Dank der starken Strömung entlang der Wand passiert besonders viel Wasser alles was wort kreucht und fleucht und erhöht somit die Menge an verfügbarem Futter. Für einen Tauchplatz so tief im Fjord gab es dort wirklich eine ungewöhnlich große Zahl von Lebewesen. Ausnahmsweise kältebedingt mussten wir das mit 4 Grad eigentlich warme Wasser verlassen und im flachen Boot Schutz vor dem minus ein Grad kalten Wind suchen. Zurück im Sportboothafen versuchten wir so schnell wie möglich wieder warm zu werden. Das gelang hervorragend beim Einheizen des Grills für Hot-Dogs und Hamburger. Nach dem kurzen Snack ging die zweite Tauchgruppe auf das Boot und wir verräumten in der Zwischenzeit so viel Gepäck wie möglich, um uns wieder auf den Heimweg machen zu können, sobald die andere Gruppe aus dem Wasser kommt. Zurück in Trondheim wurde wieder alles verräumt, die beiden Bootsfahrer wurden vom Hafen abgeholt und ein sehr langer Søndagsdykk fand am Sportgebäude sein Ende.
Gischt - am Boot festgefroren. Tauchtruppe - wie immer gut drauf. 
Uns beiden bislang noch nicht untergekommen: eine Seespinne auf einer Oskjell (wie eine gewöhnliche Muschel aus dem heimischen Supermarkt nur 15 bis 20 cm lang).
Links Nase, rechts Linda.

Verrückte Augen - Trollkrabbe in Nahaufnahme.

Seescheiden über und über - Zeugen des Nährstoffreichtums der vorbeiziehenden Strömungen.
Nährstoffreichtum für Taucher: Hot-Dog und Hamburger vom Grill.

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