Gemäß dem Motto "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!" gingen wir die letzte Woche an. Bis Freitag Nacht mussten wir je zwei Abgaben in unseren Gruppen (einmal für das "Customer Driven Project" und einmal für "Cooperation Technology") fertiggestellt haben. Linda traf sich dazu viel mit ihren Customer-Driven-Project-Gruppenmitgliedern und programmierte bis tief in die Nacht - mit allen Höhen und Tiefen die das Programmieren so mit sich bringt. Nebenher opferte sich Linda und übernahm den Großteil des Reports für Cooperation Technology. André schrieb derweil für Cooperation Technology einen Prototyp des Spiels, welches am Ende abgegeben werden muss und finalisierte die Abgabe seiner Gruppe für das Customer Driven Project in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Besonderer Dank gebührt in Hinblick auf halbwegs erfolgreiches Überstehen der Woche vor allem Schokolade und Kaffee getreu dem Paradigma, dass "Programmieren nur die Kunst ist, Kaffe in Code umzuwandeln." Zwischendurch durften wir uns mit dem Lichtblick am Ende der Woche beschäftigen: der Planung des nächsten Cabintrips am letzten Wochenende.
Diesmal sollte es mit acht Personen auf die "Fosenkoia" gehen. ("Fosen" heißt das Gebiet/Höhenzug, welches/r gegenüber Trondheim, auf der anderen Seite des Trondheimfjordes liegt, "koia" ist "die kleine Hütte"). Hütte buchen, Mahlzeiten planen, Fahrpläne vorbereiten, Einkaufen, Vorkochen, ... - alles wurde in der Gruppe erledigt und jeder leistete seinen Teil der Vorbereitungen. Am Donnerstag nach dem Einkaufen teilten wir das Gepäck auf, und verabredeten uns, den Bus um 11:42 am Freitag Vormittag in Richtung Fähre zu nehmen. Die Nacht über hatten wir noch gut zu arbeiten, sodass es mit Aufstehen, Frühstücken und Packen am Freitag morgen recht knapp wurde. Obwohl André noch um 5 nach halb in der Dusche war, schafften wir es pünktlich zum Bus ohne etwas Wichtigeres zu vergessen - yeah, Wochenende!
Busfahren in Trondheim ist für uns Fahrradfahrer immer ein Erlebnis. Aber wir kamen mit zwei Bussen pünktlich zur Fähre, die uns schnurstracks nach Vanvikan brachte. Dort angekommen machten wir uns marschbereit, Schuhe binden, einen Schluck trinken, ein paar Happen essen - uns erwartete eine Tour zwischen zwei-einhalb und fünf Stunden. Im Vorfeld hörten einige Mitglieder der Gruppe bereits allerlei Schauergeschichten, von Studenten die bereits auf der Cabin waren oder von wem gehört hatten, der mal auf der Cabin war ... und viel zu lang für die nur ca. 6km lange Tour gebraucht hatten oder sogar auf dem Weg dorthin im Freien schlafen mussten. Mit Karte und Kompass ausgestattet und bester Dinge machten wir uns auf den Weg. Wir hatten bestes Wetter, strahlenden Sonnenschein, kaum Wind aber recht kühle Temperaturen. Für das Wochenende waren um Trondheim Temperaturen bis auf den Gefrierpunkt vorhergesagt, daher waren alle recht gut ausgestattet. Zunächst ging es auf Forstwegen recht steil in Richtung der für uns bereits gewohnten norwegischen Wildnis.
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Dick eingepackt gings in die ersten Höhenmeter. |
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Blick zurück auf den Fähranleger - strahlende Aussichten. |
Allerlei Gefahren lauerten auf dem Weg, unter anderem eine anhängliche Schafherde, die uns nach anfänglicher Skepsis laut blökend hinterherlief. Erst nach dem nächsten Elektrozaun fühlten wir uns wieder sicher genug, ohne ständigen Schulterblick zu wandern ;)
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Herde, gut 20 Stück, sucht Anhang ... (c) Rebecca Haiser |
Wenig später gab es die nächste Überraschung: Frost - scheinbar war es hier oben noch deutlich kälter als in Trondheim, wenn am frühen Nachmittag noch immer alles gefroren war. Der große Vorteil war eindeutig, dass die meisten sumpfigen Stellen genug gefroren waren, um einfach drüber zu stiefeln. Allerdings nicht immer - André konnte wegen der Wanderung vor zwei Wochen noch immer nicht normal in Schuhe steigen und musste seine Aldi-Laufschuhe als Schlappen missbrauchen, welche das ein oder andere Mal einfach in den Schlammlöchern stecken blieben.
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Überfroren - Nachmittags um 2 |
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Reif sorgte für etwas Abwechslung in den Motiven ;) |
Auf Grund eines ausführlichen Blicks auf die Karten daheim am PC und vor Ort auf die analoge Variante, bogen wir kurz vor Ende des Forstweges an einer Stelle, an der wir glaubten einen Pfad zu erkennen, ins Unterholz ab und wollten einem Bach weiter nach Norden folgen. Bald wurde das Gelände um den Bach zu steil und wir mussten statt an dem Bach, IN dem Bach hochklettern - die Geburtsstunde des "reverse Canyoning" ;)
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"Ich komm nicht mehr weiter!" - ein Foto vor dem Helfen musste einfach sein. |
Trockenen Fußes (überraschender Weise) kamen alle weiter oben aus dem Bachbett wieder auf einen Pfad, welchem wir im großen und ganzen bis zur Cabin folgen konnten.
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Oben auf der Hügelkette über dem Fjord ... |
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.... mit toller Aussicht rüber nach Trondheim! |
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Kurz vor der Cabin: eine Pause, damit wir auch mal eine gemacht haben ;) |
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Und da ist sie auch schon: Fosenkoia nach gut zwei Stunden. |
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Von hinten nach vorne (und links nach rechts): Lucia, Anne und Rebecca, Tobias, Sophia und Miriam und Linda. |
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Erst mal gucken. Das Schild zeigt: "Definitiv unsere!" |
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Blick von der Sonnenterrasse (dem bepflanzten Dach) auf den See - immer noch traumhaftes Wetter. |
An der Hütte angekommen, wurde diese zunächst von allen Seiten inspiziert und für gut befunden. Nach einem Vorraum, der als Lager für Feuerholz, Windfang und mittlerweile auch als Kühlschrank dient, geht es in die eigentliche Hütte. Ein schöner großer Raum, ein Ofen, ein großer Tisch, drumrum einige zweistöckige Betten (vier davon Doppelbetten, insgesamt 10 Schlafplätze), Fensterfront auf den See - Alles in allem sehr luxuriös. Die nächste Amtshandlung war den Ofen anzufeuern und die Hütte auf T-Shirt-Temperatur zu heizen.
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In Jacken und Mützen dicht gedrängt um den Ofen - schien noch kalt zu sein. |
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Einige Zeit und etwas Holz später: angenehm warm. |
Nachdem das Wichtigste (unter anderem Betten beziehen, Tee kochen, Axt schärfen, Holz hacken, Lagerfeuerholz sammeln) erledigt war, begannen wir das Abendessen zuzubereiten... Währenddessen ging jeder seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Tobi hackte Holz (immer noch), alte Hüttenbücher wurde gewälzt und Miriam und Linda strickten fleißig.
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Axt schärfen und Nachmittagssonne genießen (c) Lucia Gomez |
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Hüttentreiben |
Nach dem Essen zündete Tobias das Lagerfeuer vor der Hütte an und wir saßen eine Zeit lang vor dem Haus und genossen das Lagerfeuer, den Blick über den See und den ungetrübten Sternenhimmel. Genügend Zeit für die ein oder andere Langzeitbelichtung. Relativ bald war das Holz aufgebraucht und wir gingen wieder in die Hütte. Recht zeitig fielen wir in die Schlafsäcke, beziehungsweise drauf, da das beständige Nachschüren die Hütte fast zur Sauna gemacht hatte.
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Lagerfeuer-Romatik |
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"We <3 Norge" - true story! |
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Selten so viele Sterne gesehen ... |
Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit Sonnenschein, fast klarem Himmel und einer ziemlich eisigen Hütte. Die wolkenlose Nacht zuvor hat den See komplett zufrieren lassen. Nach anfänglichen Problemen Feuer in den Ofen zu bekommen (ein gesunder Schuss Lampenöl löste das Problem), gab es doch noch warmen Tee zum Frühstück. Anschließend wollten wir eine gemütliche mehrstündige Tour unternehmen und dabei Ausschau nach einer Höhle halten, die es angeblich im Nachbartal geben sollte. Bis alle marschbereit waren, ging es auf eine kleine Fototour um die Cabin.
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Wartezeit überbrücken mit Überblick. |
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Fosenkoia im Winter schient auch ein Erlebnis zu sein: ein Spaten über der Tür zum Freischaufeln Selbiger und der Schneehöchststand von 19.05.1997 knapp unter dem Türrahmen! |
Lucia blieb wegen Schmerzen i der Hüfte lieber in der Hütte und machte sich ein paar ruhige Stunden. Die Wanderung führte uns die ersten hundert Höhenmeter auf den Hausberg - den Munken. Die Eins-A Aussicht wurde nur durch die extrem tief stehende Sonne behindert - 63 Grad Nord eben.
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Gipfel-Bild |
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... und das Gipfelbild für die Sportlichen unter uns: Anne und Rebecca im Handstand |
Weiter ging es auf der anderen Seite des Munken ins Tal hinunter. Beim Abstieg über die frostige und rutschige Nord-Ost Seite glaubten wir auf der anderen Seite des Tals die gesuchte Höhle zwischen einigen Bäumen hindurch erkannt zu haben. Als wir an der Stelle angekommen waren, stellte sich das jedoch als falsch heraus und wir gaben die "Suche" recht bald auf. In einem Bogen nach Norden um den Munken herum wanderten wir wieder zurück zur Hütte.
Kurz nach unserer Ankunft kamen noch zwei weitere Studenten, die ebenfalls die Nacht auf Sonntag in der Fosenkoia verbringen wollten. Nach einem gemütlichen Nachmittag begannen wir früh zu Kochen: es sollte Sushi geben! Während sich die beiden zusätzlichen Gäste draußen am Lagerfeuer Würste brieten, rollten und formten wir drinnen im Akkord. In großartiger Gruppenarbeit bereiteten wir etliche Teller Lachs-Nigiri und Maki mit Lachs, Avocado, Gelberüben, Gurke und Frischkäse zu. Ausreichend Sojasoße, Ingwer und Wasabi vervollständigten das Festmahl.
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Arbeitsteilung: Rollen, Schneiden, Stricken |
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Schneiden und Anrichten in den letzten Zügen ... |
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... und endlich fertig zum Essen! - "Sushi a la Fosenkoia" |
Mit vollem Bauch wurden noch ein paar Runden Karten gespielt bevor wir in der noch wärmeren Hütte als Abends zuvor (man könnte meinen wir wären lernfähig) wieder in die Federn vielen.
Am nächsten Morgen gabs ausreichend Frühstück, die Reste zum Heimtragen wurden aufgeteilt, es wurde in und rum um die Hütte klar Schiff gemacht und wir brachen mehr als pünktlich auf, um die Zwei-Uhr-Fähre zu erreichen. Wir folgten dem Pfad, der uns am Freitag das letzte Stück des Weges bis zur Hütte gebracht hatte und kamen (ohne Kletterpartie durch den Bach) sehr schnell auf der großen Forststraße raus. In Zukunft werden wir einfach länger auf Wegen bleiben bevor wir ins Dickicht abbiegen. Aber wir waren uns einig, dass der Pfad auf dem Hinweg einfach zu langweilig gewesen wäre. Wir waren zwar sehr schnell, aber die Zwölf-Uhr-Fähre zu erreichen war aussichtslos. So machten wir noch einmal Pause bei der Schafherde vom Freitag. Ein besonders anhängliches Schaf hat sich um einen Platz auf unserem Gruppenfoto verdient gemacht ;)
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Cabin-Trip-Gruppenfoto (vl): Linda, Rebecca, Anne, Tobias, Miriam, Sophia, Lucia und Andre. Und im Vordergrund "30059" ;) |
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Das Schaf, das auf den klangvollen Namen 30059 hört - der Held des Rückwegs! |
Nach einer guten Stunde Wartezeit auf die Fähre und etwas Busfahrerei kamen wir Nachmittags wieder in Moholt an. Genug Zeit alles auszupacken, zu verräumen und noch was für die Uni zu tun ;)
Vielen Dank an alle Teilnehmer für den genialen Cabintrip!
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