Mittwoch, 29. Oktober 2014

Søndagsdykk

Nach einer programmierlastigen Woche und einem faulen Samstag, schlossen wir uns am vergangenen Sonntag wieder der Tauchgruppe an, um den Tronheimsfjord unsicher zu machen. Um 10 Uhr wurden wir diesmal von Ashley und Henrikk fast vor dem Haus abgeholt. Bei kaum Wolken und bestem Wetter freuten wir uns auf die bevorstehenden Stunden. Am Tauchkeller prüften wir kurz unsere bestellten Flaschen und sammelten unser Blei ein, während die anderen mögliche Tauchplätze besprachen. Fast alle waren damit einverstanden, diesmal direkt in Trondheim tauchen zu gehen. Der Strand, welchen wir bereits am zweiten Tag in Trondheim besucht hatten, sollte unser Tauchplatz werden. Bis wir allerdings alles im Auto verstaut hatten und zehn Minuten zum Strand fuhren, schlug das Wetter um. Regenschauer und starker Wind mit heftigen Windböen bereiteten schon beim Autofahren Schwierigkeiten, geschweige denn beim Tauchen. Unser Auto war noch nicht angekommen, da rief uns schon der erste Teil der Gruppe an, dass wir einen anderen Tauchplatz besuchen würden müssen: irgendwo hinter Stjørdal. Der Ort liegt in der Nähe vom Flughafen und ist eine knappe Stunde von Trondheim entfernt (André kam da vor drei Wochen auf dem Weg zur ersten Hütte des langen Cabintrips vorbei). Immerhin wurde das Wetter besser je weiter wir uns von Trondheim entfernten. Einige Zeit und einige abenteuerliche Wege später kamen wir am Tauchplatz an. In einer windgeschützten Bucht des Fjords war keine Welle zu sehen und auch die hässliche Regenfront wurde von der umliegenden Hügeln verdeckt: aus den Augen - aus dem Sinn ;)

Die Vorbereitungen zum Tauchgang gehen langsam aber sicher routiniert von der Hand und auch das Pinkel-Management wird immer ausgefeilter. Beim Tauchgang-Briefing erfuhren wir, dass in Mitten der Bucht zwei Wracks liegen: ein altes "Hvalbåt" (NO, Walfangboot) und ein Schiff aus dem zweiten Weltkrieg. Unser primäres Ziel sollte das Walboot sein. Da das Wrack erst auf 24 Meter beginnt, wurden wir als Anfänger bzw. Taucher ohne ausreichendes Brevet Gunnar, einem sehr erfahrenen Taucher, zugeteilt. Als wir fertig angezogen, aufgerödelt und gecheckt im Wasser lagen, hatte ein Mitglied unserer Gruppe noch Probleme mit der Ausrüstung und wir lagen rum, stellten die Kamera ein und akklimatisierten uns an das 8 bis 10° warme Wasser.

Bestens gelaunt - keine Unwetterfront mehr in Sicht.
Als endlich alle im Wasser waren, schwammen wir zunächst gute hundert Meter zu einer Boje, die in der Nähe des Wracks am Grund befestigt ist. Dort gab es die letzten Absprachen zwecks Orientierung und Kommunikation unter Wasser und endlich wurde abgetaucht. Dank kristallklarem Wasser konnten wir auch auf 26 Meter ohne Taschenlampe das Wrack, seinen Bewuchs und seine Bewohner ohne Probleme erkennen.
Eine Trollkrabbe fällt über einen Seeigel her.
Linda auf der anderen Seite des Kajüten-Fensters.
Kingcrab - spektakulär anzusehen (nur der Körper so groß wie eine gespritzte Hand) aber leider eine eingeschleppte Art, die einheimische Arten verdrängt - eigentlich ein Fall für den Kochtopf, aber wir hatten mal wieder kein Fangnetz dabei.
Eine Wasserschnecke, die wir so auch noch nicht gesehen haben.

Ein farbenfroher Krebs.
Nach 40 Minuten stießen wir mit gut 80 bar Luft in den Flaschen wieder an die Oberfläche, da die Verzögerungen beim Abtauchen leider nicht das "Pinkel-Management" durcheinander gebracht hatte. So schnell wird Linda wahrscheinlich nie wieder 100 Meter Freistil in voller Montur zurücklegen ;)

Als wieder alle Taucher an der Oberfläche waren, auch die zweite Tauchgruppe die Tiefen erkundet hatte und alles in den Autos verstaut war, fuhren wir bei Stian im Auto zurück nach Trondheim, da Ashley und Henrik praktischerweise gleich in Stjørdal wohnen. Auf halber Strecke (leider) blieb Stians Auto kurz nach einem Tunnel (zum Glück) liegen. Der gute Audi A6 war sowohl durch Stians Hobbymechanikerkentnisse als auch die fachmännische Hand des Servicemechanikers, der nach einer knappen halben Stunde bei uns war, nicht zu reanimieren. Stian blieb trotz allem sehr gelassen und zum Scherzen aufgelegt; wörtlich: "shitty old car - german fabrication" ;) Kurzer Hand wurde das Auto inklusive Insassen (uns) auf den Abschleppwagen geladen.
Abschlepp-Schnappschuss ...
... trotzdem bestens gelaunt!
So erreichten wir etwas verspätet den Tauchkeller und von dort mit Gunnar auch wieder unser zu Hause. Mal wieder ein langer Tauchtag mit nur einem Tauchgang, der aber wirklich einer der schöneren war! So können wir gut gelaunt in die nächste Uniwoche starten, wohl wissend, dass am kommenden Sonntag der nächste Ausflug wartet.

Zum Abschluss des Tages und der Woche ist abends noch Miriam zum Tatort schauen und stricken vorbeigekommen - endlich wieder ein normaler, nachdem uns die Mediathek in den letzten paar Wochen im Stich gelassen hatte ;)

Anmerkung des Photographen: es ist nicht wirklich so dunkel da unten, Blitz, kurze Belichtung und kleine Blende filtern nur den unscharfen, uninteressanten, grünen Hintergrund raus. Den Rest erledigt Photoshop ;)

Anmerkung der Taucher: auf der rechten Seite des Blogs haben wir einen Bereich hinzugefügt, in dem immer unser letzter Tauchgang dargestellt wird, bzw. der von Andrés Tauchcomputer (Lindas Tauchprofile sind sauberer als Andrés, aber ob das der Bedienung der Kamera oder dem taucherischen Können geschuldet ist, ist noch Inhalt von Diskussionen). Über den Link kommt man zu allen Daten des Tauchgangs, dem Tiefenprofil und manchmal auch noch einigen zusätzlichen Bildern.

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