Vor einiger Zeit bot der Tauchclub der Uni einen "dykkelederkurs" (Tauchleiter-Kurs) für 5 Personen an. Der norwegische Tauchverband stellt dafür einige Vorgaben und Unterlagen bereit. An einem Mittwochabend trafen wir uns mit dem Ausbilder der Tauchgruppe in der Uni und besprachen alle wichtigen theoretischen Aspekte bei der Planung und Ausführung von Tauchgängen in Gruppen. In vier Stunden diskutierten wir uns quer durch Umweltfaktoren wie Strömungen, Wind, Wellen, Sicht unter Wasser, menschliche Faktoren wie Ausbildungsstände und Gruppenbildung, Infrastruktur (Anfahrtswege und Landemöglichkeiten für Rettungsmittel, Ein-und Ausstieg aus dem Wasser, Erreichbarkeit per Boot) und einiges mehr, was zur Planung eines Tauchgangs gehört. Außerdem wurde großes Augenmerk auf die Sicherheit während das Tauchgangs gelegt, also wie die Taucher eingewiesen werden sollten, wie und durch wen der Tauchgang beaufsichtigt wird, welche Rettungsmittel zur Verfügung stehen müssen und letztendlich auch wie man im Falle des Falles tatsächlich handelt. Abschließend wurden gängige Tauchunfälle, deren Symptome und Maßnahmen vorgestellt und praktisch geübt.
Alles in allem muss man sagen, dass man sich das meiste mit etwas gesundem Menschenverstand und dem Erste-Hilfe Kurs vom Führerschein herleiten konnte, aber nichts desto trotz war die Wiederholung und Zusammenfassung recht interessant. Da das Material auf norwegisch war und der Ausbilder, wenn es ihm auf Englisch zu langsam ging zum Norwegischen wechselte, konnten wir auch sprachlich noch etwas mitnehmen. Sehr interessant war auch die unterschiedliche Mentalität im Vergleich zu daheim, als es um die Frage des "Selbst-Transportierens nach einem Unfall" ging. Während daheim tendenziell bis dringend davon abgeraten wird eine verletzte/verunfalle Person ins Krankenhaus zu fahren, ist es in Norwegen Usus das selbst zu übernehmen oder zumindest dem Krankenwagen entgegen zu fahren, da die Wege auf Grund der geringen Siedlungsdichte und Abdeckung einfach zu lang sind und ein luftgestützter Transport bei jedem Notfall natürlich nicht funktioniert.
 |
Eifriges Vorbereiten am altbekannten Tauchplatz "Texaco Brygge" unweit von Trondheim. |
 |
Bestes Wetter mit Sonne, die es wegen des niedrigen Stands allerdings nicht bis zu uns über den Berg schaffte. |
Am darauf folgenden Samstag sollten wir die Theorie dann gleich in die Praxis umsetzen. Reihum sollte jeder einmal der "dykkeleder" sein, während zwei andere einen kurzen Tauchgang machen, der in einem "Schadenszenario" endet. André war von der Ålesundtur leider immer noch erkältet, sodass er tauchtechnisch leider aussetzen musste. Begonnen wurde mit der Einweisung der Taucher durch André, der als erstes den Tauchleiter gab. Zwei routinierte Taucher, die außerhalb des Kurses dabei waren, gingen derweil ins Wasser. Als die Besprechung der Vorbereitungen fast abgeschlossen war, spielten die beiden einen Tauchunfall vor, auf den wir dann reagieren mussten. Die beiden "bewusstlosen" Taucher wurden aus dem Fjord geborgen, deren Ausrüstung abgelegt (bei der schweren technischen Ausrüstung gar nicht so einfach) und sie an Land gebracht. Dort wurden sie als Verletzte behandelt, beziehungsweise die Reanimation inklusive Defibrillation an Hand von Puppen geübt. Einer der beiden Mimen war praktischerweise Ausbilder für Erste Hilfe und die Anwendung von Automatischen Externen Defibrillatoren, sodass wir auch das mit einem Übungsgerät üben konnten.
Etliche Male wurden diese Übungen wiederholt. Linda durfte beispielsweise gleich drei Mal tauchen: zweimal um ein Szenario zu spielen und einmal als Sicherheitstaucher, um einem anderen "verunfallten" Taucher zu helfen. Zwischendurch warfen wir noch einen Einweggrill an und stärkten uns mit Hotdogs vom Grill, die auch nach einem guten halben Jahr Norwegen gewöhnungsbedürftig sind (Brötchen die nach Pappe schmecken und irgendwie nur aufgeschäumte Weißbrotpampe sind und Würstchen mit sage und schreibe 50% Fleischanteil laut Packungsangabe (man wundert sich immer wieder was der Rest ist)).
Nach einem langen Tag (ohne echte Verletzungen) brachen wir spätnachmittags pünktlich zum ersten Regenschauer den Heimweg an, um das Material zu spülen und zu verräumen.
Am darauf folgenden Wochenende fand sich dann auch gleich kein Freiwilliger unter den üblichen "dykkeledern" für den Søndagsdykk und wir übernahmen gleich mal Planung und Durchführung. Zu sechst trafen wir uns am Sportgebäude und machten uns auf an den Strand "Korsvika", den wir gleich am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Trondheim im Sommer besucht hatten - damals jedoch zum Schwimmen. Dort soll auf wenigen Metern Tiefe ein altes "Wrack" liegen. Unter Einhaltung aller möglichen Sicherheits-"Bestimmungen" machten sich zunächst die anderen vier auf zum Tauchen, während wir sie beaufsichtigten und anschließend umgekehrt.
Ungewohnt schlammig stellte sich der Tauchplatz dar und neben einer grundsätzlich eher bescheidenen Sicht schwammen auch noch Sedimente herum, die von den anderen aufgewirbelt worden waren. Wie alle anderen Tauchplätze um Trondheim im Winter, war auch dieser ziemlich leblos, nur einige Flundern schreckten wir auf. Wie geplant fanden wir bald auf 15 Metern das alte Frachtboot, eine sehr unförmige Nussschale, die von 15 bis 8 Meter senkrecht zum Ufer am Grund stand. Zunächst tauchten wir daran vorbei, bis wir auf eine steinigere Halde stießen, wo wir eine Anemone als lebendiges Highlight des Tauchgangs entdeckten. Auch einige kleine Fische wuselten dort herum. Bevor es uns bei 4 Grad Wassertemperatur zu frieren begann, drehten wir um Richtung Wrack, welches wir dann, langsam daran aufsteigend, von allen Seiten besichtigten. Auf 10 Metern tauchten wir dann über die Sand-/Schlammfläche zurück zum Einstiegspunkt.
 |
Vorbereitungen am Tauchplatz "Korsvika"; Arne präsentiert den Norweger-Pulli als echt norwegischen Unterzieher unter den Trockenanzug. |
 |
In den letzten Zügen: die ersten beiden Tauchteams; und Linda im Dykkeleder-Dress |
 |
Das Wrack - Im Vordergrund sein Anker |
 |
Lindas neue Tauchlampe - und gleich was gefunden. |
 |
DIE Anemone des Tauchgangs aus der Nähe ;) |
 |
"Pølser er ferdig!" - auch diesmal gabs die After-Dive-Hotdogs |
Während wir unter Wasser waren, wurde auch schon wieder der Einweggrill angeschmissen, und bis wir unsere Ausrüstung abgebaut und verstaut hatten, konnten wir uns auch schon mit heißen Hotdogs vom Grill aufwärmen.