Samstag, 19. September 2015

Holvassgamma

Kurz nach dem Tauchurlaub kam uns Tobi noch mal besuchen, der "Heimweh" nach Trondheim hatte. Da wir durch die Masterarbeit recht eingespannt waren, musste er sich weitestgehend selbst beschäftigen. Übers Wochenende ging es dann aber gemeinsam und mit Ondra zur Holvassgamma, einer weiteren Hütte der NTNUI Koiene Gruppe. Von Bildern kannten wir die Hütte bereits und sie sah urig aus mit gebogenen Balken und Grasdach.

Da unsere Anreise der 1. Mai und somit Feiertag war, gab es keine Möglichkeit mit dem Bus dorthin zu kommen, was wir leider erst am Vortag realisiert haben. Wir hatten noch überlegt zu trampen, was jedoch zu viert etwas schwierig hätte sein können. Daher haben wir uns für die langweilige und leider teure Variante des Mietautos entschieden. Linda hat das Auto aus der kleinsten Kategorie am Vortag abgeholt und stand dann mit einem nagelneuen, weißen Mercedes C-Klasse vor der Türe. Das perfekte Auto um es irgendwo im Nirgendwo an einer überraschend großen Straße über Nacht abzustellen. Ein Glück, dass wir hier im friedlichen Norwegen sind!

Bestes Wetter beim Blick aus unserer Bude. Im Vordergrund das dämlichste aller Fahrzeuge, wenn man auf einen Cabintrip in die norwegische Pampa fahren will. 
Am Freitag machten wir uns also auf den Weg mit unserem Flitzer. Wir wählten den Weg über den Bergrücken. Dort warteten sämtliche Wetterausprägungen, die man sich vorstellen kann, von Sonne, Hagel und Schnee auf uns. Trotzdem kamen wir relativ fix voran, sodass wir nach wenigen Stunden kurz vor unserem Ziel waren. Das Problem: Ein echt breiter Fluss lag zwischen uns und der Holvassgamma. Von anderen Studenten hatten wir bereits gehört, dass sie an diesem Fluss gescheitert waren und in einer nahegelegenen privaten Hütte geschlafen hatten. Jedoch haben sie es auch noch in etwas feuchteren Zeiten versucht. Daher dachten wir, dass es sicher nicht so schlimm wird, da der Fluss bestimmt nicht mehr so tief ist. So war es schon auch, jedoch hatten wir (vor allem Linda) die Breite doch deutlich unterschätzt. Da wir nicht dem Weg gefolgt sind, sondern querfeldein gegangen waren, suchten wir ein bisschen entlang des Flusses nach einer möglichst breiten und daher flachen Stelle.

Da André Blasen von seinen Wanderschuhen vermeiden wollte, versuchte er diese Wanderung mit seinen Winterlaufschuhen mit Spikes (Tobi wollte nicht in wackligen Turnschuhe gehen und nahm dafür Andres Wanderschuhe). Kurz vor dem Fluss führte uns der Weg jedoch durch meterhohen Schnee und diverse Moore, sodass seine Schuhe sowieso nass waren. Daher behielt er die Schuhe gleich an und bestritt als erster den Weg durch den Fluss. Ondra, Tobi und Linda folgten barfuß. Ondra kam relativ gut durch, währen Tobi und Linda die Mizis raushingen ließen. Aber die Füße wurden auch einfach nur mega kalt! Bis ca. zur Mitte konnte man auf herausragenden Steinen immer mal wieder eine kurze Pause zwecks Fußaufwärmung machen. Doch dann kam der schwierige Teil! Der Fluss wurde etwas tiefer, das Wasser floss schneller und es gab keine Erholungsmöglichkeiten mehr. Zähneknirschend kam auch Tobi irgendwann rüber, währen Linda immer noch in der Flussmitte versucht hat, eine Strategie auszuklügeln.  Naja da musste sie nun in den sauren Apfel beißen. Fest entschlossen stiefelte sie los. Doch irgendwann wurde das Wasser einfach zu tief, die Füße waren nicht mehr spürbar und somit nicht mehr kontrollierbar. Verzweifelt stand sie dort im Fluss und bewegte sich nicht mehr, abgesehen von ihrem Mund, der langsam aber sicher zu schreien begann. Nachdem André dies als Fotomotiv nutzte, erbarmte sich Ondra und nahm ihr wenigstens die Wanderschuhe aus der Hand. Ohne die relativ schweren Treter und der Angst sie ins Wasser zu werfen, ging es dann auch schon etwas einfacher und auch Linda schaffte den Weg ans andere Ufer.

Kritische Flussüberquerung ;)  
Danach erst einmal die Füße an der Luft wärmen. Schön dass es gerade mal nicht gehagelt hat.
Nach ein paar hundert Metern haben wir die Hütte gefunden, quasi in die Wiese integriert. Nach dem Anzünden des Ofens, um wenigstens etwas Wärme zu haben, sind Andre und Linda zum Angeln gegangen, während Tobi und Ondra schon mal mit dem Holzhacken angefangen haben, leider ohne Erfolg. Danach hat Andre die Flussdurchquerung noch mal wiederholt und hat das Hütten-Kanu von der anderen Seite geholt. Auch das Angeln vom Boot aus Blieb ohne Erfolg. Trotzdem mussten wir nicht verhungern. Denn Tobi hatte sowohl Fonduekäse als auch Weißwein aus Deutschland mitgebracht. Das ließen wir uns schmecken und fielen dann müde in die Betten. Die jedoch waren ziemlich kalt, da die Hütte leider einige Löcher aufweist und es die Temperaturen unter die Nullgradgrenze geschafft haben, was der Neuschnee zeigte. Am zweiten Tag, beschlossen die Jungs noch eine Wanderung anzuschließen, während Linda Socken strickte und dafür sorgte, dass das Feuer im Ofen nicht ausging.

Holvassgamma - wahrscheinlich die urigste aller Cabins. Nach unfachmännischer Einschätzung wurde wohl kein einziger gerader Balken für die Konstruktion verwendet. 
Die Hütte von außen - schwer zu finden und super schön gelegen.
Die Wanderung ging aufwärts entlang des Flusses zum nächsten See und dann hoch auf den nächsten Bergrücken und zurück zur Hütte. Wie am Vortag wechselten sich starke Winde, Schauer und Hagel regelmäßig ab, aber besser als nur in der Hütte zu sitzen war die Wanderung allemal.

Am Abend wurde wieder lecker gegessen und am nächsten Tag wurde der Rückweg zum Auto bestritten. Hier waren wir uns alle in einem Punkt einig: Das Kanu wird zur Flussüberquerung genutzt! Gesagt getan. Als sich André, Ondra und unser Gepäck im Kanu befanden, hat Tobi versucht sie mit dem Fuß vom Ufer wegzudrücken, was beinahe zum Umkippen des Kanus geführt hätte. Naja, gerade noch mal gut gegangen. André lieferte Ondra und unser Gepäck auf der anderen Seite ab und kehrte zurück um Tobi und Linda abzuholen. Ohne nasse Füße oder sonstiges schafften wir es so den Fluss zu überqueren.

Der Weg danach sollte etwas kürzer sein als der Hinweg. Jedoch sorgten einige Felswände dafür, dass wir dann doch komplett oben über den Kamm gehen mussten. Nach einer gewissen Zeit konnten wir dann unseren Flitzer von oben bereits auf dem Parkplatz stehen sehen und waren erleichtert, dass er schon mal nicht geklaut worden war. Und wie der Trip angefangen hatte, so hörte er auch auf: Mit sehr viel Schokolade!

Zurück in Trondheim war Tobias letzter Abend angebrochen, den wir ruhig verbrachten. Montag ging es dann für Ihn wieder zurück nach München.

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