Mittwoch, 23. September 2015

Lindas Eltern und Kira in Norwegen

Da wir ursprünglich geplant hatten, unsere Masterarbeit bereits Mitte Juli abzugeben, hatten Lindas Eltern geplant uns gleich danach einen Besuch abzustatten. Da das mit der Masterarbeit jedoch nicht ganz aufgegangen war, mussten wir uns eine Woche zwischendrin freinehmen. Aber das hat sich natürlich gelohnt und eine kurze Pause vor dem Endspurt hat auch echt gut getan. Außerdem haben wir uns schon sehr auf die liebe Kira gefreut, die das erste Mal in ihren neun Lebensjahren Deutschland verlassen durfte.

Doch so ganz problemlos konnten Gudrun und Michael leider nicht in ihr Abenteuer - Norwegen mit dem Wohnmobil - starten. So konnten sie das gemietete Wohnmobil zunächst nicht abholen, da der Vermieter es noch nicht zurück gebracht hatte. Später, am Samstag Abend vor der geplanten Abreise, kam dann die Hiobsbotschaft: Das Wohnmobil wurde vom Vormieter geklaut. Dieser hatte gefälschte Papiere vorgelegt und war nun schon über alle Berge. Bitter für den Vermieter, aber auch für Lindas Eltern, die nun die eigentlich unlösbare Aufgabe hatten, in der Hauptsaison ein neues Leihwohnmobil zu finden und das an einem Samstag Abend. Dank Gudruns Chef konnten sie noch eins an der holländischen Grenze auftreiben. Dies bedeutete, dass sie erst Montag das Wohnmobil in etwa 150 km Entfernung holen konnten. Das Wohnmobil musste noch eingerichtet und beladen werden und in Kombination mit unerklärlichem Trödeln, ging es daher erst Dienstag Abend los ;)

Nachdem sich Gudrun, Michael und Kira auf den Weg gemacht hatten, lief alles wunderbar und nachdem sie dann auch das "platte Land" hinter sich gelassen hatten, kamen sie in den Genuss der tollen norwegischen Natur. Kira gewöhnte sich immer mehr an das Leben im Wohnwagen, genau wie Lindas Eltern, und war neugierig, Neues zu entdecken. Trotz verspäteter Abreise kamen sie dann am 15. Juli in Trondheim bei uns an, wo Kira das erste Mal auf der Reise noch mal ohne Leine ihre Freudespirouette drehen durfte. Am Abend gab es leckere Flammkuchen mit gutem Wein aus Deutschland.

Am nächsten Tag ging es dann auch schon los mit dem Wohnmobil. Über die Atlantic Road ging es zur Trollkirka, eine Marmor-Kalk-Höhle, durch die ein Bach fließt, inklusive Wasserfälle. Doch um in die Höhle gehen zu können, musste man erst eine kleine Wanderung von ca 1,5 Stunden und 400 hm machen. Das Wetter meinte es gut mit uns und so hatte es kurz vorher aufgehört zu regnen. Leider ist Lindas Mama auf dem Weg nach oben gestürzt und hat sich den Arm verletzt. Daher sind Gudrun und Michael mit Kira leider vor dem Ziel umgekehrt. Also sind wir alleine weiter.

Sonnenuntergangsstimmung am Parkplatz zur Trollkirka. 
Linda und Kira auf dem Weg hoch zur Trollkirka. Der kleine Bach ist eigentlich der Weg.
Die Regenfälle der letzten Tage sorgen für stimmungsvolle Bäche.
Oben angekommen, hieß es erst ein mal, Stirnlampen auspacken. Zwei nette Norwegerinnen berichteten uns, dass man komplett durch die Höhle durchgehen kann und nicht umkehren muss. Also stürzten wir uns in das Abendteuer und wurden mit tollen Bildern belohnt. So gab es gegen Ende der ersten Höhle einen Wasserfall, der nur noch durch den noch mächtigeren Wasserfall in der zweiten Höhle, deren Einstieg über eine Leiter ging, zu toppen war.

In der Höhle heißt es, Kopf einziehen.
Schönes Licht in der Marmorgrotte der Trollkirka. 
Massen an Wasser stürzen in die Grotte.
Um Gudrun und Michael nicht zu lange warten zu lassen, machten wir uns schnell auf den Rückweg. Da es mittlerweile schon recht spät war, war das nächste Ziel, einen Campingplatz zu finden. So landeten wir in Molde an einem Campingplatz direkt am kleinen Flughafen.

Am nächsten Tag ging es weiter zum Trollstigen. Von unten hat man einen tollen Blick über die Straße, die sich am Berg entlang hochwindet und teilweise ganz schön hinausragt. Da wir dieses Mal sogar mit strahlendem Sonnenschein und hohen Temperaturen beschenkt wurden, hielten wir uns unten ein bisschen länger auf. Dies lag auch in Kiras Interesse, da sie ein bisschen die Gegend unsicher machen konnte entlang eines tollen, blauen Bergflusses. Außerdem haben wir eine schicke Hängebrücke gefunden. Und wer Kira kennt, würde niemals denken, dass sie da rüber ging. Doch siehe da, es ging, wenn auch etwas misstrauisch ;)

Hängebrücke unterhalb des Trollstigen.
Auch am Trollstigen sieht man noch die Regenfälle der letzten Tage ...
... für uns gibts aber nur bestes Wetter!
Danach ging es weiter den Trollstigen hoch. Gudrun war mittlerweile nach hinten im Wohnmobil gezogen, um die steilen Kurven der Passstraße nicht ganz so gut sehen zu können ;)
Bereits vom unteren Parkplatz aus konnte man eine ziemlich starke Gischt beobachten, die sich als riesiger Wasserfall herausstellte, über den der Trollstigen führt. Oben angekommen, sind wir auf den Aussichtspunkt gegangen, der wirklich einen ganz hervorragenden Blick bot. Erwähnenswert ist außerdem das super leckere Softeis in dem Tourirestaurant, mit zerbrochenen Smarties und Kakaopulver. Wunderbar! Und auch die Winzigkeit unserer Welt wurde wieder unter Beweis gestellt: Ein Hofacker-Bus stand ebenfalls auf dem Trollstigenparkplatz und tatsächlich sahen wir kurz danach auch einen Bekannten von Michael.

Klare Sicht durch das ganze Tal bis zum nächsten Fjord. Im Vordergrund der Trollstigen.
Kurz hinter dem Trollstigen wartete das nächste Highlight auf uns - der Geirangerfjord. Leider waren wir mittlerweile so sehr von den vielen anderen Touristen genervt und der Parkplatz, der den Blick auf den Geirangerfjord bietet, platze aus allen Nähten, so dass wir uns dazu entschieden nicht anzuhalten. Kurz vor Geiranger ging es dann auf einen Campingplatz, wobei der erste keine Stellplätze mehr hatte aufgrund des Dauerregens der vorherigen Zeit. Beim Angeln hatten wir leider kein Glück. Die Süßkartoffelsuppe wurde daher mit Würstchen serviert.

Am folgenden Tag ging es nach Lom, wo Lindas Eltern bereits drei Nächte auf ihrem Weg gen Norden verbracht hatten. Aber so hatten auch wir die Möglichkeit, einen Blick auf die berühmte und wirklich schöne Stabkirche zu werfen. Eine riesige Pizza, die wir uns zu viert teilten, stillte den ersten Hunger und es ging weiter zum Lustrafjord. Dieser Fjord erstrahlt in wunderschönem Türkis und sieht vor allem bei Sonne, die wir glücklicherweise hatten, super schön aus!

Stabkirche in Lom aus Andrés Lieblingsperspektive.
Um den längsten Tunnel Norwegens mit 24 km zu umfahren, wählten wir eine kleine Passstraße. Da es mal wieder ziemlich spät war, hatten wir die Straße so gut wie für uns alleine. Wir hatten uns dazu entschlossen, diese Nacht in der "Wildnis" zu verbringen und hielten auf dem Weg nach oben Ausschau nach einem geeigneten Stellplatz für das Wohnmobil und unser kleine Zelt. Nach einiger Zeit, Kurven und Höhenmetern fanden wir einen Parkplatz, direkt am reißenden Gebirgsbach. Ein wunderbarer Platz um eine Nacht zu verbringen.

Am nächsten Tag wurden wir von einer kleinen Herde Schafe geweckt, die besonders interessiert am Abspülen nach dem frühstück war. Später ging es dann den Pass weiter hinauf, durch Nebelfelder und auf der anderen Seite hinunter zum Aurlandsfjord. Dort wurde uns wieder eine wunderschöne Aussicht auf den Fjord geboten, wenn nicht sogar die schönste. Danach ging es durch zwei Tunnel weiter zum Nærroyfjord, der zusammen mit dem Geirangerfjord zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Da er in einem sehr engen Tal liegt und man ihn von der Straße aus nur von unten sehen kann, erschien er für uns jedoch eher ziemlich dunkel und trist. Im Vergleich zum vorherigen Aurlandsfjord eher eine Enttäuschung.

Über Voss ging es weiter Richtung Odda. Auf dem Weg fuhren wir in einen Tunnel hinein, wo wir von einem stylisch blau leuchtenden Kreisverkehr überrascht wurden. Der Tunnel endete direkt in einer Brücke über den Sørfjord, einem kleinen Nebenfjord des Hardangerfjord, und auf der anderen Seite des Fjordes ging es gleich wieder hinein in den Berg. Auch auf dieser Seite gab es wieder einen solchen Kreisverkehr. Begeistert von der Bauweise der Norweger ging es weiter entlang des Sørfjords in der Nähe des Hardangervidda, einer riesigen Hochebene. Hier gab es erstaunlich viele Obstbäume, von Äpfeln, über Pflaumen bis hin zu Kirschen.  Die ziemlich schmale kurvenreiche Straße zusammen mit dem großen Verkehrsaufkommen durch die vielen Touristen machte das Fahren nicht gerade angenehm. Dauernd musste angehalten werden und dabei passierte dann ein mal ein kleiner Zusammenstoß des Hecks mit der Leitplanke, wie uns später aufgefallen war. 

In Odda wurden wir dann mit recht starkem Regen konfrontiert, der jedoch Michael nicht von seinem Plan des Auslehrens des Abwassers und Füllen des Wassertanks abhalten konnte. Ziemlich direkt hinter Odda wurden wir von einem riesigen Wasserfall überrascht, dessen Gischt die gesamte Straße zur Waschstraße machte. Dank des Regens war jedoch sowieso schon alles nass. Zum Schlafen ging es nach Røldal, einem idyllischen Ort an einem großen See gelegen. Hier konnten wir die in Lom gekauften Süßwasserköder ausprobieren, jedoch ohne Erfolg.

Nachts am Zeltplatz in Røldal: Unser zuverlässiges und platzsparendes "erstes gemeinsames Eigenheim" ;)
Das Ziel des nächsten Tages war der Preikestolen, ein aus dem Fjord herausragender Felsblock , der auf 600 m Höhe ein Plateau aufweist. So folgten wir der 13 und kamen Nachmittags auf dem Parkplatz an. Hier wurden wir erst ein mal geschockt von den unglaublich vielen Menschen. Wir hatten zwar erwartet, dass dies keine norwegische Wanderung werden würde, wie wir sie kennen, und uns ab und zu ein paar Leute entgegen kommen werden. Dass jedoch derartige Ameisenhügel ähnliche Zustände auf uns zukommen werden, konnten wir nicht ein mal in unserem schlimmsten Albträumen erahnen. Zusätzlich zu dem eh schon überfüllten, großen Parkplatz wurden sämtliche Passagiere von diversen Kreuzfahrtschiffen aus Stavanger mit Bussen angekarrt. Anscheinend wurde ihnen jedoch verschwiegen, dass gutes Schuhwerk und eine gewissen Gehfähigkeit von Vorteil wären. Man sah Menschen mit Sandalen oder Krücken, die den Berg runtergehumpelt kamen. Dies führte dazu, dass man kaum noch einen Weg durch die Menschenmengen finden konnte. Kira wurde teilweise mehr oder weniger überrannt, sodass sie schön hinter Linda herging. Die Entgegenkommenden hielten es teilweise nicht ein mal für nötig hintereinander zu gehen, sodass man gezwungen wurde am Rande vom Weg teilweise schwierigere Teile zu gehen. Irgendwann wurde es Lindas Eltern zu stressig. sodass sie beschlossen zusammen mit Kira umzukehren. So gingen Linda und André den restlichen Weg alleine weiter.

Linda auf dem Preikestolen. Im Hintergrund der Lysefjord landeinwärts. 
Völlig überfüllt fanden wir nach einer Zeit den Preikestolen vor. Es ist schon sehr beeindruckend, wie es entlang einer steilen Wand aus Stein 600 m nach unten bis in den Fjord geht! Genervt von all den Leuten machten wir eine kurze Pause und beschlossen dann noch ein kleines Stückchen weiter den Berg hoch zu gehen, da auch das Wetter noch sehr schön war. Aus dieser Perspektive konnte man die steilen Wände noch ein mal besonders gut betrachten. Das typische Preikestolen-Bild blieb leider aus, da man es von der Rushhour am Marienplatz kaum hätte unterscheiden können.

Abbruch des Preikestolen rechter Hand. Aufgenommen 600 Meter über dem Fjord. 
Auf der anderen Seite bot sich außerdem ein guter Blick über Stavanger in der Ferne. Hier fanden wir dann auch einen anderen Weg. Auf gut Glück und da wir wirklich gar keine Lust auf die Menschenmengen hatten, folgten wir den Wegmarkierungen, ohne zu wissen, wo uns der Weg hinführte. Irgendwann ging er gefühlt in die richtige Richtung und so kamen wir deutlich weiter unten wieder auf den Hauptweg. Glücklich darüber, dass wir so einen schönen, einsamen Weg gefunden hatten, brachten wir auch noch die letzten Meter überfüllten Weg hinter uns und trafen die anderen drei beim Kaffeetrinken. 

Oberhalb des Preikestolen-Plateaus Richtig Stavanger. Die Entdeckung des Tages: ein alternativer Weg abseits der Menschenmassen!

Da der Campingplatz direkt beim Preikestolen sehr überfüllt war, beschlossen wir, noch an diesem Tag bis ans Meer zu fahren. Der ca. 2-3 Stunden entfernte Campingplatz, den wir uns rausgesucht hatten, erwies sich jedoch als Fehlgriff, da er nur noch für Dauercamper geöffnet hatte. Daher wurde der Tag noch länger. Da der nächste Platz wegen Überfüllung ebenfalls geschlossen war, hielten wir dann an einem zwar an sich schönen Campingplatz, jedoch mit schlechter Lage in Egersund.

Hier wurden wir zunächst bei unserer Ehrenrunde begutachtet und nach kurzer Zeit kamen drei norwegische Herren zu uns, die wahrscheinlich schon das ein oder andere Bierchen intus hatten. Denn normalerweise sind Norweger nicht die offensten Menschen. Sie wollten uns auch gleich erklären, dass es in Norwegen sehr wichtig ist, dass man verheiratet ist, um in einem Zelt zu schlafen. Unsere Erklärung, dass ja jeder seinen eigenen Schlafsack hat wurde nur widerwillig akzeptiert ;)

Der letzte Campingplatz vor Kristiansand, wo sich unsere Wege trennen sollten, lag in Lindesnes und ist der südlichste Campingplatz Norwegens. Hier trafen wir auf einen gemütlichen Campingplatz, wo man über ein paar Felsen direkt ans Meer gelangte. Das schöne Wetter erlaubte es, das Abendessen draußen zu genießen und die Nähe zum Meer lud zum Angeln ein. Dieses Mal waren wir tatsächlich auch erfolgreich. Am Abend gelang Linda der etwas seltsame Fang eines Pollacks. Dieser hatte nämlich gar nicht angebissen, sondern Linda hat es geschafft, den Haken so an ihm vorbei zu ziehen, dass er im Fisch stecken blieb. Als es kurz danach anfing zu regnen, ging es zurück zum Wohnmobil, wo erst ein mal eine Zeckensuchaktion stattfand. Und siehe da! Ausgerechnet Linda, die Zecken über alles hasst, hatte 4 Stück, während nicht ein mal Kira eine hatte.

Am nächsten Tag beschlossen wir, ein kleines Motorbötchen auszuleihen, da auch das Wetter es gut mit uns meinte. Kira wartete brav im Wohnmobil, was dank niedriger Temperaturen auch kein Problem war. Und auch hier war Linda wieder erfolgreich beim Angeln. Zuerst fing sie wieder einen Pollack, der dieses Mal auch richtig angebissen hatte. Zwei Auswürfe später, während Andre noch den ersten Fisch ausnahm, riss es schon wieder an der Angel. Wieder hatte ein Pollack angebissen, der sogar noch größer war. Das Abendessen war also gesichert!

So schnell waren wir schon bei unserer letzten Nacht angekommen, die wir in der Nähe von Kristiansand am Straßenrand in der Nähe des Flughafens verbrachten. Abgesehen von den nervigen Mücken konnten wir sehr schön ein letztes gemeinsames Abendessen im Freien genießen. Der selbstgefangene Fisch wurde mit Kartoffeln und Salat serviert und hinzu kamen leckere Garnelen. Am nächsten Morgen verließen wir ausnahmsweise mal etwas früher unsere Schlafstätte, da André und Linda wieder zurück nach Trondheim fliegen musste. Linda hätte Kira am liebsten mitgenommen, aber ihre Wohnung ist leider nicht wirklich hundgerecht. Gudrun und Michael verbrachten den restlichen Tag in Kristiansand und nahmen am Abend die Fähre nach Hirtshals in Dänemark. Kira musste hier während der gesamten Überfahrt im Wohnmobil bleiben, was aber dank ruhiger See kein Problem darstellte. Außerdem hatte sie sich mittlerweile schon sehr dran gewöhnt, sowohl an das alleine sein im Wohnmobil als auch an die Fährüberfahrten.

Für Gudrun, Michael und Kira ging es nun durch Dänemark zurück nach Hause. Insgesamt hatten wir einen wirklich schönen gemeinsamen Urlaub! Und Kira hat wahrscheinlich in den drei Wochen mehr gesehen, als in ihrem ganzen vorherigen Leben!

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