Nachdem wir von unseren schönen gemütlichen Weihnachten und Weihnachtsfeiertagen wieder aus Deutschland in Trondheim angekommen waren, bereiteten wir schon unser nächstes großes Highlight vor: Silvester auf der Fosenkoia. Vier Tage/drei Nächte wollten wir dort mit Christian (mit dem wir zuletzt auf der Kamtjønnkoia waren) verbringen, Silvester inklusive. Bei der Essenplanung waren wir uns schnell einig und auch sonst war jeder von uns ja schon auf einigen Hütten, sodass Einkaufen und Packen recht zügig von der Hand ging.
Am Morgen des 31. kam Christian dann von seiner Wohnung in Steinan (ein "Stadtviertel" mit Studentenwohnheim nicht weit von uns) zu uns nach Moholt, gab seinen Wohnungsschlüssel in der Verwaltung ab, weil er komplett ausziehen musste, und packte alles unnötige aus seinem Rucksack raus, und hauptsächlich jede Menge Essen rein. Anschließend ging es mit den Rädern durch den tauenden Schnee zur Fähre. Es war deutlich über Null und die Schneemassen flossen wie die Tage zuvor immer noch in Strömen über die Straßen Richtung Meer. Auch für die kommenden Tage war Tauwetter vorhergesagt bei Plusgraden bis zu acht Grad und ständigem Niederschlag. Nichtsdestotrotz gingen wir bester Dinge um kurz vor zehn auf die Fähre, die uns in 20 Minuten auf die andere Seite des Fjordes brachte. Den Weg zur Hütte kannten wir bereits, da jeder von uns bereits dort war, und wir machten uns ohne weitere Verzögerung an den Anstieg. Die ersten paar hundert Meter hatten wir dann gleich ordentlich Eis auf dem steilen Forstweg, das überall sonst schon weggetaut war. Nach einem Bauernhof (die letzte Form der Zivilisation für etliche Kilometer in diese Richtung) lag Schnee auf dem Weg, der schnell tiefer wurde. Einige hundert Meter weiter stapften wir durch nassen, schweren, knietiefen Schnee wohlwissend, dass das interessante Terrain noch vor uns lag. Nachdem wir dann über eine zerfallene Brücke über einen, im Vergleich zum letzten Mal, enorm angeschwollenen Bach balanciert waren, versanken wir bis zur Wade in eiskaltem Wasser, das unter dem Schnee auf einer Wiese stand. Trockene Schuhe waren damit passé, was uns auf dem restlichen Weg immerhin das ständige drauf Aufpassen nicht in Bäche oder Pfützen zu tappen, ersparte. So ging es dort wo die letzten Male Wege waren durch knöcheltiefe Bäche immer weiter nach oben. Teilweise bis zur Hüfte ging der immerhin wieder eher pudrige Schnee - eine tolle Winterwanderung! Pause machten wir an einem sehr schönen windgeschützten Plätzchen (aus Fehlern lernt man ja) inmitten von dichtem Winterwald mit Aussicht auf eine Bucht im Westen des Trondheimfjordes, über dessen bewölkten Horizont sich ganz knapp die Sonne schob. Kurz bevor uns (gefühlt) die Zehen abfielen, erreichten wir dann ca. eine Stunde später die Hütte.
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14 Uhr - Sonnenuntergang vor der Hütte (c)Christian Händisch |
Die Aufgabenteilung war gleich klar: Die Jungs schaufelten erst mal eine Fläche vor der Tür und einen Weg zum Klohäuschen frei, um nicht zuviel Schnee in die Hütte zu tragen und Linda versuchte sich am Kamin, der uns schon die letzten Male gefuchst hatte, als er noch kalt war. Auch diesmal sollte erst die richtige Mischung Holz zu Lampenöl den gewünschten Erfolg, Feuer in den Ofen und Wärme in die Hütte bringen. Dann wurde erst mal ausgepackt, Kleidung hierhin gehangen, Brote dorthin, Verderbliches in den "Kühlschrank" (eine Tüte im Vorraum aufgehangen) und so weiter. Leider treiben sich in der Hütte einige Mäuse rum, deren Hinterlassenschaften auch überall zu sehen sind. Von daher war es ratsam alles aufzuhängen, was nicht von den Nagern inspiziert, gefressen oder vollgekackt werden sollte. Durch unser konsequentes Lagermanagement konnten wir das diesmal glücklicherweise vermeiden. Gemütlich verbrachten wir dann den Spätnachmittag mit Lesen, Stricken, Häkeln. Rechtzeitig fingen wir an das Silvester-Abendessen vorzubereiten - Käsefondue aus Deutschland mitgebracht. Nicht nur der Käse für vier Personen haute ordentlich rein, auch die Hitze vom Ofen, der gute Weißwein und Kirsch im Fondue machten sich bemerkbar. Nach dem Essen hauten wir uns erstmal auf die Schlafsäcke und verschliefen beinahe Silvester ;) Christian weckte uns gegen halb 12 auf. Schnell machten wir uns fertig für den kurzen aber knackigen Anstieg zum Hausberg, von welchem wir das Feuerwerk in Trondheim ansehen wollten. Ganz pünktlich waren wir nicht oben, aber das Feuerwerk war dank klarer Sicht trotz recht starkem Regen und Wind und genauso schießwütiger Bevölkerung wie daheim trotzdem noch zu sehen. Die Entfernung (ca. 6 Kilometer über den Fjord) zeigte sich und das Feuerwerk war nur ganz winzig zu sehen. Als das Geballer deutlich weniger wurde, machten wir uns wieder an den halbstündigen Abstieg zur Hütte und fielen dort recht bald wieder in die Federn.
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Feuerwerk in Trondheim - winzig in einigen Kilometern Entfernung |
Das Motto des nächsten Tages war (eigentlich wie das des ganzen Ausfluges) ausruhen und entspannen. Es wurde ausgeschlafen, ordentlich gefrühstückt (Mittag gegessen), gelesen, gestrickt, gehäkelt, geschlafen, Holz geholt, gesägt, gehackt und wieder geschlafen - kurzum: jeder machte, was ihm gerade Spaß machte. Das Wetter war wechselhaft wie vorhergesagt, aber dank der Höhe (gute 500 Meter über dem Fjord und den Wetterstationen) fiel wenn dann Schnee. Christian versuchte sich an Katzenwäsche am Schmelzwasser-gefüllten Bergbach, brach dann in den Schnee an der Uferkante ein und aus der Katzenwäsche wurde wohl eher ein Vollbad. Das schreckte uns als potentielle Nachahmer erst mal ab. Abends kochten wir uns Reis mit Gemüse, was sich mit den Hüttenmitteln als Abendfüllende Tätigkeit erwies. Anschließend brachte uns Christian Skat bei und wir zockten bis spät in die Nacht ;)
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nächtliche Langzeitaufnahme mit teils klarem Himmel und Sternen |
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Schnee hatten wir genug - gut, dass wir dank geschaufeltem Weg auch in der Nacht gut fast trockenen Fußes bis zum Klohäuschen finden konnten |
Der dritte Tag war ähnlich faul. Nur Holz mussten wir noch einiges machen, da wir über drei Tage lang doch einiges an den kleinen Ofen verheizten. Einen recht beträchtlichen Stapel konnten wir am Ende der Aktion vorweisen und Dank des kurzen norwegischen Tages mit Fug und Recht behaupten, den ganzen Tag lang Holz gemacht zu haben ;) Anschließend aufwärmen, Buch und Bett. Währenddessen widmete sich Linda dankenswerter Weise mit viel Zeit dem Geschirrstapel. Für Hüttenverhältnisse konnten wir anschließend mit fast klinisch sauberem Besteck essen. Für André hieß es dann auch endgültig Waschtag, allerdings mit warmen Wasser aus dem Topf. Abends wurde wieder groß gekocht uns es gab sehr gelungene Spaghetti al' Arrabiata. Nachdem wir bis spät nachts unsere Skatkentnisse vertieft hatten, stiegen wir wieder in unsere Hochbetten und stellten für den nächsten Tag den Wecker - das Lotterleben hatte fast ein Ende ;)
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Holzhacken mit frisch geschärfter Axt, dank mitgebrachtem Schleifstein (c)Christian Hänisch |
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Ausbeute einiger Stunden Arbeit - Hauptsache Spaß hat es gemacht. |
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Unter ständiger Beobachtung: die Spaghetti ;) |
Um neun Uhr klingelte der Wecker zum Aufbruch. Ein letztes Mal die Glut von der Nacht zum Teeheizen anfachen, gemütlich frühstücken und dann entspannt zu dritt die Hütte säubern war angesagt. Der Plan war die Fähre um halb drei zu erwischen, um nicht zu spät nach Hause zu kommen. Gesagt getan: um viertel nach elf hatten wir gepackt, geputzt und waren fertig zum Aufbruch nach Hause. Um die nassen Füße auf der Fähre und dem Rad zu vermeiden, entschieden wir uns den Rückweg direkt entlang eines Baches durch steiles Gelände zum Fjord zu nehmen und dort an der Straße entlang zur Fähre zu marschieren. Der Plan ging auf und wir kamen beinahe trockenen Fußes unten an und das sogar noch so, dass wir fast die Fähre eine Stunde eher erwischen konnten. Dafür mussten wir allerdings einige sehr steile Passagen in Kauf nehmen, die durch den Schnee (je weiter unten desto nässer) auch nicht besser wurden. Vorsichtig kletterten wir also durch den Wald, querten an Kanten bis wir wieder halbwegs machbare Stellen zum Abstieg fanden, überquerten den ein oder anderen Bach (teils in recht luftiger Höhe) und hatten aber immer eine tolle Aussicht nach unten, Wasserfälle oder den unter tiefen Schnee begrabenen Winterwald zu bestaunen. Heil unten angekommen (zwischendurch hatten wir auch mal einen Waldweg gefunden, der uns aber nicht direkt genug und zu langweilig war ;) ) versuchten wir noch die Fähre um halb zwei zu erwischen, was sich dann aber um wenige Minuten nicht ausging. So gabs noch ein paar Äpfel vom Supermarkt am Fähranleger und genügend Zeit um unsere Wegzehrung und die letzte Schokolade gemeinschaftlich zu verdrücken.
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Nicht die leichteste Route haben wir uns für den Rückweg rausgesucht ... (c)Christian Hänisch |
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... aber eine mit vielen kleinen Highlights. "Der spaßige Weg" eben. |
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Warten auf die Fähre - kalt aber immerhin wettergeschützt. (c)Christian Hänisch |
In Trondheim angekommen fuhren wir mit den Rädern wieder hoch nach Moholt, wobei die Straßen bereits wieder mit Eis und Schnee bedeckt waren. Christian hatte ja keine Wohnung mehr und übernachtete noch ein letztes (halbes) Mal bei uns. Endlich wieder daheim, gabs die lang ersehnte heiße Dusche. Zeitgleich fingen wir an einen Berg Pfannkuchen zu backen. Bis der gemacht und gegessen war, war es bereits deutlich nach 20:15 und wir sahen uns einen Tatort an. Wir verabschiedeten uns noch von Christian, der wenige Stunden später um 4 Uhr mit dem Bus zum Flughafen fahren und von dort wieder nach Deutschland fliegen musste (und deswegen in Andrés Zimmer schlafen ging) und gingen dann auch bald ins Bett.
Wir wünschen allen noch ein Gutes Neues Jahr!