Tipp vorweg: beim Klicken auf eines der Bilder, kann man Alle als Diashow in groß betrachten.
Letzten Freitag Nachmittag (ca. 16:00 Uhr) ist ein Drittel des Sprachkurses, also ca. 50 Personen inklusive uns mit einem Bus nach Oppdal gefahren. In der Nähe der ca. 120 km von Trondheim entfernten "Stadt" war geplant, ein Wochenende mit zahlreichen Aktivitäten in den norwegischen Bergen zu verbringen. Die Fahrt war (zumindest für alle die nicht geschlafen haben) sehr abwechslungsreich. Schnell hat sich die Landschaft von den fast schon gewohnten Niederungen am Fjord zu beinahe alpinem Gelände verändert. Oppdal selbst lag auf einer Hochebene (keine allzu große Überraschung, da "opp" auf norwegisch "oben" und "dal"-"Tal" bedeutet) und die zahlreichen Schneisen im Wald, die im Winter zweifelsohne für alpines Skifahren genutzt werden, ließen vermuten, dass die Stadt weit genug vom Meer entfernt ist um im Winter unter Schnee begraben zu werden. Die Bezeichnung Skigebiet haben sich die paar verstreuten Lifte zwar nicht wirklich verdient, nichts desto trotz ist es wahrscheinlich eine Überlegung wert im Winter noch einmal herzukommen.
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In Oppdal mit Blick auf ein norwegisches Skigebiet |
Nach knapp 2 Stunden Fahrt ging es in Oppdal zunächst zum Einkaufen. Überfallartig haben 50 Studenten in Kleingruppen, ausgestattet mit Einkaufszetteln und Einkaufswägen in kurzer Zeit einen Supermarkt geplündert und das Notwendigste für die kommenden zweieinhalb Tage eingekauft. Auch für jeden persönlich war hier die letzte Möglichkeit sich mit allem Lebenswichtigen für 2 Tage auszurüsten - hauptsächlich Schokolade und Sonnencreme, so dass sich kleine Menschenansammlungen um die Süßkram-Regale bildeten.
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Das Objekt der Begierde: Schokolade!
Die große Frage: Welche ist die billigste? |
Nach dem einkaufen ging es nur noch eine Viertelstunde weiter bis zur Unterkunft - von den Organisatoren "cabin"(EN) genannt - was sich in diesem Fall als Ferienhaus entpuppte, das wohl üblicherweise als Schullandheim genutzt wird. Der Busfahrerin muss hier Anerkennung ausgesprochen werden, die mit dem Reisebus unerschrocken einen recht steilen Schotterweg bewältigt hat, der jeden deutschen Großstadtbusfahrer wahrscheinlich zum weinen gebracht hätte. Direkt nach dem Aussteigen hatten wir einen großartigen Blick über die Hochebene / das Tal, in dem Oppdal liegt - Zeit für erste Experimente mit der Kamera. Freitag, ca. 19 Uhr - leicht bewölkt, sehr warm.
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Phänomenaler Ausblick von unserer Hütte / Cabin ins Tal |
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... und weil's so schön ist noch eins. |
Die Unterkunft bot einige ganz besondere Schlafplätze in einer "Gamma"(NO). Der sämische Rundbau aus Holz war zur Hälfte in den Boden eingelassen, hatte in der Mitte eine offene Feuerstelle zum Kochen und Heizen und bot rundherum ca. 25 Studenten Platz zum Schlafen. Da wir die erste Nacht dort Schlafen durften, bezogen wir unser Quartier und begaben uns auf den Weg zurück zum Haupthaus.
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Schlafen in der sämischen "Gamma" (NO), einer runden Holz-Kote für bis 25 Personen |
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Die "Gamma" von außen. |
Dort bot ein kleines Tipi weiteren 10 Studenten Platz und alle anderen schliefen im Haus. Der Hof, der die Unterkunft bereit stellte hielt einige Schafe und Kühe, deren Weiden wir queren mussten. Wieder Zeit für einige Schnappschüsse.
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Heimat des "norwegischen Killer-Schafs" =)
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Während das Essen zubereitet wurde, konnte man (wahlweise helfen oder) um das Haus herum mit sportlicher Betätigung wie Volleyball, Frisbee, Kubb oder Trampolin für ordentlich Hunger sorgen. Nach dem Essen (Suppe mit Grünzeug und Würschtl) ging es auf einen kleinen Spaziergang zum Baden. Dank toller Dämmerungsstimmung, natürlich immer noch Helligkeit und bestem Wetter war der Weg dorthin sehr kurzweilig und man konnte tolle Aussichten über das Tal genießen. Das Schwimmen entpuppte sich als Härtetest im eiskalten Gebirgsbach. Lange hielt es keiner aus, aber immerhin hatte sich das Duschen erledigt ;) Die haushohe Auswaschung aus dem massiven Stein, in der wir uns umzogen bestätigte die Vermutung, dass es im Winter wohl Unmengen an Schnee und entsprechend viel Schmelzwasser geben muss. Nach einer weiteren halben Stunde waren wir wieder daheim. Alles in allem ein sehr lohnenswerter Spaziergang.
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Mehrstündige Dämmerungsatmosphäre auf dem Weg zum Schwimmen |
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Schwimmen in der Gebirgsbach-Gumpe - auch nicht wärmer als anderswo! |
Zum Ausklang des Abends wurde die offene Feuerstelle in unserer Hütte angefeuert und fast alle versammelten sich rundherum zum gemütlichen Beisammensein. Marshmallowgrillen ist definitiv ein internationales Vergnügen ;) In der Hütte entwickelte sich glücklicherweise erstaunlich wenig Rauch, so dass man später gut schlafen konnte.
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Gemütliches Beisammensein in der "Gamma" bis spät in die Nacht - Marshmallowgrillen vom Bett aus inklusive. |
Am nächsten Morgen wurde reichhaltig gefrühstückt - zumindest so reichhaltig wie es mit dem viel zu fluffigen und wenig gehaltvollen norwegischen Brot geht. Auch typisch norwegische "matpakke" (NO, Essenspakete) musste sich jeder vorbereiten. Geplant war für diesen Tag eine Wanderung auf dem Hausberg. Nach dem Essen ging es dann (von einer Höhe von 600m) zügig Richtung Norden los - nicht wie man erwarten würde auf irgendeinem Weg, sondern einfach bergauf der Nase nach. Wege waren nicht ausgeschrieben und meist versuchte man die Trampelpfade der Schafe zu nutzen.
Da mehr oder weniger der direkte Weg bergauf gelaufen wurde, wurde bald die erste größere Pause eingelegt. Jeder hatte genug Zeit ausreichend zu trinken, essen und Fotos zu machen, was sich lohnte, da wir bereits knapp über der Baumgrenze waren und tolle Sicht auf die umliegenden Berge hatten. Wetter übrigens wechselnd bewölkt, aber ausreichend warm.
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Pause - eine von Vielen |
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Genügend Zeit für Gruppenfotos, Essen und Trinken |
Dank des strammen Tempos des Organisators an der Spitze, waren wir nicht viel später auf dem Gipfel und konnten den Blick über das Tal und die inzwischen leicht verstreuten Mitstreiter unter / hinter uns schweifen lassen. Komplett ohne Bäume und Sträucher hat sich die Landschaft um uns herum bereits drastisch verändert und auch das Klima scheint sich auf den letzten 200 Höhenmetern komplett geändert zu haben - zwar immer noch wolkig, aber aus warm wurde windig und saukalt. Glücklicherweise hatten wir für so ziemlich jedes Wetter gepackt und konnten uns mit Hilfe einiger Schichten gut warm halten.
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Wandern auf norwegisch: Jeder sucht sich seinen eigenen Weg. |
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erste Gipfelaussicht gegen Mittag - das Wetter hält |
In Windrichtung hinter dem Gipfel verschanzt hatten wir die nächste größere Pause im warmen und verzehrten den ersten Teil des mitgebrachten "matpakke" mit Blick auf einen größeren See im Norden.
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lindaogandreinorge =) |
Bestens gelaunt ging es für fast alle weiter - ein kleiner Teil kehrte um. Der benachbarte "Gipfel" wurde noch mitgenommen. Die recht flachen Gipfel haben wenig gemein mit zumindest den alpinen Gipfeln die wir gerade im Kopf haben und könnten wahrscheinlich auch besser Kuppen genannt werden. Mit Kreuzen sind nur die wenigsten gekennzeichnet (keiner auf unserem Weg an diesem Tag). Ein weiterer Teil verabschiedete sich von der großen Gruppe und für die Überbliebenden ging es vom zweiten Gipfel bergab weiter in Richtung Osten in ein kleines Tal durch das ein Bach floss.
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Der Mensch als Herdentier - Allein wäre es ja langweilig |
Am Bach angekommen wurden die Flaschen aufgefüllt wenn nötig und wir machten uns an die Bachüberquerung - schon rein statistisch muss es bei knapp 50 Personen ja jemanden geben, der reintappt ;) Wir waren es glücklicherweise nicht und die Gruppe machte sich nach einer weiteren Pause mit fast komplett trockenen Füßen auf den Weg weiter nach Osten - naturgemäß vom Bach aus wieder bergauf.
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Fließendes Wasser - Zeit zum Flaschen nachfüllen. (c)Tobias Gmelch |
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Bachüberquerung - das erste größere Hindernis ;) (c)Patrick Dale Nick |
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Sonst eher hinter der Kamera (c)Tobias Gmelch |
Zum Glück sind bis zu diesem Zeitpunkt noch die meisten mitgelaufen, denn beim weiteren Anstieg, liefen wir einer Herde Rentieren über den Weg - ein Schauspiel, dass laut Organisatoren wohl sehr unüblich ist.
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Erster Kontakt mit der norwegischen Fauna: Rentiere ... |
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... die nicht so scheu sind wie man vielleicht erwarten würde ... |
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... und dank Zoom-Objektiv sogar richtig nah. (c)Patrick Dale Nick |
Noch einmal ging es für alle weiter auf unserem recht abwechslungsreichen Weg. Bald, als sich die Gruppe mal wieder zu weit streckte, wurde die nächste Pause eingelegt und eine weitere Gruppe entschloss sich zur Umkehr. Dort wurde uns auch mehr oder weniger offenbart, dass die Strecke ab diesem Punkt auch für die Organisatoren eine Premiere wäre und man besser umkehren würde, wenn man sich unsicher ist, ob man weitere fünf Stunden Wanderung durchhält. Ein Teil machte sich also auf den Rückweg und kam wie sich später herausstellte dank Verlaufen nur eineinhalb Stunden vor der langen Tour zurück.
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Immer wieder kleine "Sumpfoasen" |
Bald veränderte sich die Landschaft noch einmal drastisch - aus Wiese wurde Mondlandschaft, was das Laufen neben dem leicht sportlichen Aspekt auch noch zur Konzentrationsaufgabe machte. Zwei Pausen, einige beinahe hitzige Diskussionen über Navigation mit Kompass und Karte, sowie den richtigen Weg und einen Gipfel (auf 1500m) später waren wir am eigentlichen Ziel unserer Wanderung angekommen: einem vermeintlichen Gebirgssee, der - was bis dahin niemand wusste - gerade kaum Wasser hatte. Die schroffe Umgebung hatte etwas Unwirkliches und wegen der Offenheit blies starker kalter Wind. Nichtsdestotrotz wagten sich zwei Leute ins Wasser.
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Mondlandschaft auf 1500m (c)Elia Moreno |
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Wasser in immerhin zwei von drei Aggregatzuständen (See im Vordergrund, Schneebrett im Hintergrund) -
nur den Dritte, eventuell in Form einer schönen Sauna haben wir an dieser Stelle ernsthaft vermisst. |
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Die ganz Verrückten gehen Baden. |
Da das Wetter zu kippen drohte - dunklere Wolken, erste Tropfen - machten wir uns zügig auf den Rückweg Richtung Südwesten. Da die Strecke selbst für die Organisatoren unbekannt war und sich auch niemand so wirklich sicher war, wo denn letztendlich genau unsere Unterkunft lag, stiegen wir wie zuvor auch auf immer der Nase nach ab. Ein paar Kletterpartien, Weidegatter-bedingte Umwege und einiges Wasser den Bach runter kamen wir an einer asphaltierten Straße in Oppdal raus, welcher wir dann nur noch nach Hause folgten. Glück für uns: bis auf wenige Tropfen blieb es trocken. Alles in allem war der Abstieg ein Heidenspaß unter dem Motto "Wir haben uns nicht verlaufen - wir erkunden nur!".
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"Wir haben uns nicht verlaufen - wir erkunden nur!"
Heimweg nach Himmelsrichtung |
Daheim angekommen gabs einen kurzen Sprint unter eine der drei Duschen, um sich etwas warmes Wasser zu sichern. Bei Lachs, Burgern und Hotdogs vom Grill konnten sich alle wieder stärken. Auf großartig Sport hatte an diesem Abend niemand mehr Lust und zum Glück gab es einige Brett- und Kartenspiele in der Hütte. Nicht allzu spät waren wir alle in den Federn, an diesem Tag in einem echten Bett, da wir dachten, dass eigentlich die zweite Hälfte in die "Gamma" einziehen wollte.
Der nächste Morgen begann wieder mit Frühstück und dem Vorbereiten des "matpakke". Anschließend wurde bis 13 Uhr das Haus auf Vordermann gebracht. Zwischendrin fand sich immer wieder Zeit etwas Frisbee oder Volleyball zu spielen. Gegen 13 Uhr wurden wir vom Bus aufgesammelt und fuhren nach Oppdal. Als Schätzung / Messung der Strecke vom Vortag wurden übrigens noch 17 bis 18 km und ca. 1100 Höhenmeter verkündet. In Oppdal gab es eine Überraschungsaktion, von der wir erst nach dem kommenden Wochenende berichten damit die Überraschung auch für die nächste Gruppe eine bleibt.
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Super Gruppe - Super Wochenende! |
Als wir gegen halb 6 dann wieder daheim waren, übermannte uns nach dem Auspacken und Waschen trotz "matpakke" noch einmal der Hunger und Linda machte einen Berg Pfannkuchen, den wir mit ordentlich Erdbeermarmelade und Appetit ("jordbærsyltetoy" NO, wörtlich: Erdbeer-Süß-Zeug) vertilgten - komplett ;)
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Highlight zum Abschluss des Wochenendes: Pfannkuchenbäckerei |
Bemerkung am Rande: Unsere Bergschuhe wären damit auch eingelaufen. Lindas Schuhe passen wie angegossen. Bei André hat der klügere Nachgegeben: die Fersen. Die werden hoffentlich bald wieder ganz sein - und dann werden André und die Schuhe nochmal auskarteln wer der stärkere ist. Dieses Mal aber nur mit den dazugehörigen Wandersocken ;)
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Der Klügere gibt nach - in dem Fall André's Fersen. |
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